Die Wahrheit gibt es nicht

Aber Wahrheiten, die seit Menschengedenken überliefert werden. Wer in Berlin ist, sollte sich unbedingt die Ausstellung „Songlines – tracking the Seven Sisters“ im Humboldt-Forum anschauen, die bis zum 30. Oktober gezeigt wird. Denn da gehen einem so einige Lichter auf…

Die Songline der Sieben Schwestern ist eine von vielen Erzählungen, die in Australien seit Jahrtausenden kursieren. Sie erzählt von der Entstehung der Welt und gleichzeitig vom alten und gefährlichen Gegensatz zwischen Männern und Frauen. Für mich eine Überraschung von vielen in dieser Ausstellung. Ich meine, nicht, dass ich es nicht wüsste. Aber die Diskussionen von Gleichberechtigung und Emanzipation in unserer westlichen Welt sind mir so geläufig, dass ich den ganzen Vorlauf, eben diesen uralten und nie beendeten Geschlechterkampf, aus dem Kopf verloren hatte. Ein merkwürdiges Gefühl, gleich danach zu einer Dachterrassen-Party mit Freunden und Kollegen zu gehen. Natürlich sind diese Männer nicht meine Feinde. Aber vielleicht doch viel fremder, als ich mir aus meiner Gewohnheit, sie in meine weibliche Sphäre zu integrieren, oft vorstelle.

Das heißt, was ich an der Ausstellung so dringend finde, ist nicht, sich australische Kultur anzuschauen. Sondern Geschichten über unser gemeinsames Menschsein.

Auf dem Foto ist Margo Neale zu sehen, Senior Indigenous Curator, National Museum of Australia. Hinter ihr ein Teil der Sieben Schwestern…

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. Myriade 18. Juni 2022

    Je älter ich werde, komme ich auch ohne Betrachtung australischer Mythologie zu dem Schluss, dass „all different all equal“ wunderbar auf Männer und Frauen passt. Es ist ja völlig absurd, zu behaupten, dass Männer und Frauen, die doch ein völlig anderes Hormonsystem haben, sich in nichts unterschieden außer durch ein gesellschaftliches Konstrukt. Die Anerkennung von Unterschieden, die aber natürlich nicht zu einer Bevorzugung eines Geschlechts führen kann, macht das Verhältnis von Männer und Frauen wesentlich entspannter.

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