Eben lief im Deutschlandfunk ein sehr schönes Feature über den russischen Anarchisten Michail Bakunin und seine sehr junge Frau Antonia. Schön erstens, weil sehr schön gemacht, und zweitens, weil mir die Gedanken Bakunins, vor allem das Zusammendenken von privat und politisch stimmig erscheinen und mir sein absoluter Freiheitsdrang sehr imponiert. So aber, denke ich, möchte ich doch auch sein.
Das folgende Zitat stammt aus dem im Internet veröffentlichten Manuskript zu der Sendung*. Wir hören den Bakunin-Forscher Wolfgang Eckhardt einen Brief Bakunins an seinen Bruder Paul zusammenfassen:
„Lieben bedeutet die Freiheit, die vollkommene Unabhängigkeit eines anderen zu wollen. Der erste Akt wahrer Liebe ist die vollständige Befreiung des geliebten Objekts. Man kann nur jemanden wirklich lieben, der vollkommen frei ist und unabhängig nicht nur von allen anderen, sondern auch und gerade von dem, der ihn liebt und den er selbst liebt. Das ist meine Grundüberzeugung in politischer, sozialer und religiöser Hinsicht. Dies ist auch meine geheime Triebfeder, nicht nur meiner Taten und politischen Bestrebungen, sondern auch, soweit ich es vermag, meines Privatlebens. Denn die Zeiten, in denen man beides trennen konnte, sind längst vorbei.“
*Anarchie der Liebe. Die Familie Bakunin. Von Zoran Solomun und Hansi Oostinga Produktion: Dlf 2018
papiertänzerin 24. Juni 2018
Frei, das ja, aber doch auch verbunden, oder? Weißt du mehr über sein Leben? Konnte er es umsetzen oder hat er sich auch nur gewünscht, so zu sein?
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Stephanie Jaeckel 24. Juni 2018
Antonia war Bakunins Frau bis zu seinem Tod. Gleichzeitig liebte sie einen jüngeren Mann, von dem alle ihre Kinder stammen. Bakunin adoptierte die Kinder, war aber mit deren Vater ebenfalls eng befreundet. Im Grunde war es eine – wie es scheint funktionierende – Menage à Trois. Das Sendungsmanuskript ist im Internet zu haben. Es erzählt sehr schön Bakunins Geschichte. Ich denke, Du findest es unter dem Titel der Sendung (s.o.).
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Achim Spengler 26. Juni 2018
Die Unabhängigkeit eines anderen zu wollen, als Akt der eigenen Freiheit. Der Akt könnte dann auch meine eigene Unabhängigkeit garantieren. Bedenkenswert. Und die Eifersucht nur ein ein kleiner Appendix.
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Stephanie Jaeckel 26. Juni 2018
Ich denke, Eifersucht sollte man sowieso nur mit sich selbst ausmachen. Kein Gegenüber kann damit was anfangen.
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