Ich hatte Glück, meine Züge fuhren alle, als ich am Donnerstag aus Lübeck zurück nach Berlin fuhr. Wie viele da schon gestrandet waren, konnte ich am Hamburger Bahnhof sehen, der gepackt voll mit Reisenden stand.
Später am Abend lag ich trotz Müdigkeit noch etwas länger wach – wer eine Reise tut, erlebt halt was, und das ging mir durch den Kopf. Je älter ich werde, desto eher neige ich zu der Einschätzung, dass mir Reisen die eigenen Vorurteile vor Augen führen. Denn entweder, ich finde alles, wie ich es mir vorgestellt habe – oder es ist eben doch ganz anders. Letzteres ist natürlich manchmal etwas kränkend (hätte ich das nicht ahnen können?), aber viel spannender.
Meine persönlich größte Überraschung? Dass ich mich zu einer Thomas-Mann-Lektüre habe überzeugen lassen. Thomas Mann war mir immer der große Buh-Mann (höhö) neben Goethe in der deutschen Literatur. Ich habe zwar sein sehr schönes Haus in Kalifornien besucht, danach auch einige Tagebücher gelesen (die ich sehr mochte), aber ans literarische Werk wollte ich dann doch nicht ran. In der Hamburger Bahnhofsbuchhandlung habe ich dann zum „Zauberberg“ gegriffen. Was soll ich sagen: Schon die ersten Seiten haben mich begeistert. Fazit: Wie gut, in Lübeck gewesen zu sein!