Und die Einsicht – je älter ich werde – dass (zumindest zu Lebzeiten) beides gleichzeitig ist, sich also keineswegs die Frage von „entweder/oder“ stellt.
Daraus ergibt sich einiges. Früher war es klar: sobald etwas schief ging, oder auch nur eine Unpässlichkeit meinen Alltag trübte, ging es nicht gut oder gleich schon schlecht. Die Einstellung dahinter: Wenn es gut gehen soll, muss alles stimmen. Heute lächele ich müde darüber.
Warum sich das geändert hat – und ob das bloß Ernüchterungen des Altwerdens sind? Vielleicht (und das wäre so etwas wie eine Hoffnung) hat es auch damit zu tun, nicht immer vom Leben etwas zu erwarten. Roger Willemsen fragt einmal über Rückblicke ins eigene Werden: „Wann wurde man nicht, der man hätte sein können?“ Eine erschreckende Frage, die, oft (oder auch früh) genug gestellt aber auch dazu beitragen kann, Himmel und Hölle nicht überzubewerten. Vielleicht.
Grinsekatz 2. September 2021
Dafür habe ich lange gebraucht. Für die Erkenntnis, dass Leben nicht nur an den Polen, sondern auch zwischen ihnen stattfindet. Ganz ohne eine Spur von Langeweile oder dem einst so geächteten Mittelmaß 🙂
Lieben Gruß, Reiner
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Stephanie Jaeckel 3. September 2021
Ja, es ist – wir ringen nach Klarheit im Kopf. Aber im Leben ist mehr Ambivalenz.
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wildgans 2. September 2021
Ein so kluger Beitrag! (Da ringe ich immer wieder nach Worten über bestimmte Dinge…)
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quersatzein 3. September 2021
Ja, die Ambivalenz des Lebens muss man mit zunehmendem Alter erst langsam annehmen und zulassen.
Danke für diese gehaltvollen Zeilen.
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