Zwei oder drei aktuelle Zeitungsartikel, aber auch Gespräche mit Freund/innen, Kolleg/innen zeigen: Der augenblickliche Rückzug lässt bei vielen von uns Gedanken hochsteigen, die tief vergraben waren.
Aktuelle Alpträume sind sicher eine Reaktion auf die Unsicherheit, was kommen wird. Und auf die heikle berufliche Lage, in der die meisten von uns stecken. Doch ein Teil scheint auch dem veränderten und fast immer verlangsamten Rhythmus geschuldet, in dem wir uns gerade befinden. Ich zum Beispiel kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so oft mit einer Tasse Kaffee am offenen Fenster gesessen habe, um den Vögeln zuzuhören. Und das ganz ohne schlechtes Gewissen.
Dabei sind die Erinnerungen, die mir gerade in den Sinn kommen gar nicht neu. Aber sie sind intensiver. Es sind keine Bilder, wie sonst oft, sondern ich kann mich in der Erinnerung spüren, es ist, als ob ich die eine oder andere Situation wieder leibhaftig erlebe. Und das macht den Unterschied, denn ich durchlebe die Gefühle, die ich dabei hatte. Und plötzlich wird vieles sehr viel klarer, was ich mir oft gedacht hatte, was aber quasi unbewiesen blieb, weil es nur eine Idee war. Dabei sind diese – oft dunklen – Erinnerungen aber keineswegs quälend. Es fühlt sich vielmehr so an, als finde ich einen Schlüssel. Ein Mosaikstein zu einem Rätsel, das sich jetzt löst. Oder ein Schiffswrack, mit dem endlich die ganze Geschichte ans Licht kommt.