Alleinsein

Alle paar Monate hadere ich mit mir. Ich überlege dann, warum ich so lebe, wie ich es nun mal tue, ob es bessere Varianten gäbe, ob ich nur zu faul bin, etwas zu ändern, oder ob es gerade richtig ist, so wie es läuft, und der Wunsch nach Verbesserung bloß wieder die törichte Idee, man könne sich optimieren. Wie, so frage ich mich dann, kann ich überhaupt wissen, ob es anders besser wäre, wo ich doch mit Haut und Haar drinstecke in meinem Leben. Bin ich unzufrieden? Bin ich bequem? Bin ich zu ängstlich geworden, freiwillig noch etwas ändern zu wollen? Und was wäre es überhaupt, was ich ändern oder ausprobieren sollte?

Vielleicht bin ich, so denke ich seit Beginn des neuen Jahres, doch zu oft alleine? Verordne ich mir zu oft den Rückzug von der Welt? Sollte ich nicht öfter weg von meinem Schreibtisch, den Büchern und den vielen wilden Sachen, die ich nebenher – und nur für mich – mache? Aber dann kam mir ein überraschender Gedanke: Dass ich nämlich Schönheit nur wahrnehme, wenn ich lange genug alleine bin. – Echt jetzt? Oder binde ich mir hier einen Bären auf, um bloß nix zu ändern?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 3

  1. wechselweib 20. Januar 2020

    Mir geht es wie dir. Ich brauche auch viel Zeit allein. Und ich nehme sie mir. Trotz Kindern und Partner.
    Ich habe gerade gestern wieder darüber nachgedacht, dass ich es überhaupt nicht bereue, mich so selten mit Leuten zu verabreden.
    Ich gebe aber zu, dass ich ähnlich wie vielleicht du, darüber ein bisschen erschrocken bin, was das über mich wohl aussagt.
    Möglicherweise liegt es daran, dass wir beide Einzelkinder sind.

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    • Stephanie Jaeckel 23. Januar 2020

      Einzelkind – ja, da ist vielleicht was dran. Andererseits habe ich gerade von einem Trend aus Kalifornien gehört, dass sie da jetzt bewusst Langeweile pflegen, und sich für eine Zeit von nichts und niemanden ablenken lassen, um wieder aufnahmefähig zu werden. Das scheint mir auch in diese Richtung zu gehen. Dass man (und ich vor allem) sehr viel Leere braucht, um – und ich sprach eben von Schönheit bezogen auf Kunstwerke – wieder sehen zu können.

      Gefällt 1 Person

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