Beim Altwerden kommt fast nix plötzlich. Dass ich nicht mehr alles sehen kann, kündigte sich lange an. Ich trage seit mindestens 30 Jahren eine Brille, weil ich – wie so viele Geisteswissenschaftler/innen – kurzsichtig bin. Ich war lange sorglos, die Sehschwäche blieb relativ konstant. Seit zwei Jahren nun habe ich beim Lesen Probleme. Die ihrerseits mit ziemlichem Tempo größer werden. Es gibt Abende, da kann ich nichts mehr lesen, trotz neuer Brille, die ich seit ein paar Monaten habe. Ende Gelände.
Wahrscheinlich geht noch was, ein beginnender Grauer Star gibt mir die Hoffnung, dass zumindest hier irgendwann was zu machen ist. Auch spielt Stress eine Rolle, von dem ich in letzter Zeit genug hatte, also auch an dieser Stelle glaube ich an Verbesserung. Doch bleibt die grundlegende Erfahrung. Ab jetzt werden Fähigkeiten eingeschränkt. Ich werde improvisieren müssen, vor allem werde ich mehr Zeit brauchen: Mit zwei Brillen hantieren, braucht länger (und Geduld), lieber wären mir daher drei Hände, schade, dass so eine Hand nicht einfach nachwächst…
Tatsächlich habe ich große Sorge, das Wesentliche nicht mehr zu sehen. Einschränkungen in der Sicht machen den Radius kleiner. In jeder Hinsicht. Dass Älterwerden Mut erfordert, fällt mir sofort wieder ein. Insofern: Boldly go!
hummelweb 17. Januar 2020
Oh, dass kenne ich gut, abends nichts mehr lesen zu können. Und bedaure das auch sehr. Ein Optiker hat mir empfohlen, es immer sehr hell zu haben, (gutes Licht mache bis zu einer Dioptrien aus), aber abends wie in der Bahnhofshalle zu sitzen, finde ich auch nicht so toll.
Heute Morgen hab ich mir erstmal eine Bedienungsanleitung größer kopiert, zum Glück gibt’s ja Hilfsmittel.
Scharfsichtige Grüße,
Andrea
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Ulli 17. Januar 2020
Ich hatte vor vier Jahren an beiden Augen (hintereinander) eine Graue Star OP, danach brauchte ich zwar auch noch zum lesen eine Brille, aber eine viel schwächere als vor der OP. Trotzdem braucht Altwerden Mut, ja.
herzlichst, Ulli
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