Mich selbst. Das ist wahrscheinlich in jedem Fall eine stimmige Antwort. Dennoch ist mir unterwegs aufgefallen, was ich in Berlin zwar sehe, bislang aber kaum registriert habe. Dieser Wunsch, in einer fremden Umgebung Selfies zu machen.
Vielleicht ist mir das in Berlin deshalb nicht so präsent, weil ich hier lebe, und mir die Umgebung präsent ist. Ich bin meist zu einer Verabredung unterwegs, oder auch mal spazieren. Ich kenne die Stadt weitgehend, bin hier zu Hause. Das ändert sich natürlich, wenn ich unterwegs bin. Dort bin ich genauso fremd wie die anderen. Und sehe Leute um mich herum, die nur sich selbst sehen. Das ist komisch, weil es isoliert. Nicht, dass ich unterwegs dauernd Leute anquatschen will. Aber ins Gespräch zu kommen, gehört zu Dingen, die in meiner Freizeit mal eher gehen, als im Alltag. Mich sieht aber niemand. Und wenn, dann stehe ich ungünstig im Bild.
Es ist müßig, sich über andere lustig zu machen. Denn in gewisser Weise bin ich vermutlich genauso ein „Selfie“ wie die anderen Reisenden, auch wenn ich keinen Antrieb habe, mich vor meinen Reisezielen abzulichten. Vielleicht ist das Sich-Fotografieren ein Versuch, mit sich selbst auf Reisen rumzukommen. Denn unterwegs ist man anders. Möglicherweise sogar jemand anderes. Oder man hat Heimweh, und möchte sich mit den zu Hause Gebliebenen verbinden? Dennoch macht es die Orte, an denen so viel fotografiert wird, ungemütlich. Es sind keine Ort mehr, sondern nur noch Kulissen. Für mich jedenfalls, die ich dort fremd bin. Und in Kulissen ist kein richtiges Ankommen. Aber vielleicht habe ich nur den Dreh noch nicht raus.
kormoranflug 12. November 2019
Selfies spielen in meinem Leben keinerlei Rollen. Immerschon habe ich überall fotografiert – Kulissen- sind das deshalb nicht, sondern ich lebe darin. Auf Deinem Selfie (Foto) siehst Du irgendwie künstlich aus (lach).
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