Was bleibt von einer Reise außer Erinnerungen und Mitbringsel? Die Frage ist für mich die nach dem Sinn von Reisen. Ferien. Ja: Das tun, wozu ich sonst keine Gelegenheit habe. Und das heißt bei mir sehr konkret: weit weg vom Schreibtisch leben. Es ist tatsächlich eine Befreiung, und zwar, je weiter ich weg bin. Denn erst da, wo ich mich fremd fühle, wachen viele meiner Fähigkeiten wieder auf, die im Alltag unter einer Decke von Ängstlichkeit schlummern. Nicht, dass ich mich zur Superheldin wandele. Aber ich bin wacher und spreche leichter Menschen an. In Santa Monica habe ich sogar einen ordentlichen Strandlauf hingelegt, ohne nach 100 Metern ins Keuchen zu kommen. Das gelingt mir in Berlin nie und nimmer.
Was bleibt ist vor allem die Erfahrung: Es gibt viel mehr als ich mir vorstellen kann. Vor allem der kurze Aufenthalt in dem ehemaligen Shaker-Dorf Pleasant Hill hat mir ein Lebenskonzept vor Augen gestellt, das ich so sicher nicht teile, das aber Aspekte hat, die mich in meinem Selbstverständnis bestärken.
Reisen ist für mich auch die Herausforderung, mich selbst zu wandeln. Weniger in mich zu schauen, bei mir zu sein, dafür die Antennen ausstrecken, herauszufinden, was sich da draußen tut. Die Balance gelingt mir nicht immer. Ich verliere mich oft, laufe wie so ein kleiner Roboter herum, der auf Aufnahme gestellt ist. Manchmal will ich dann gar nichts von mir wissen. Das kann befreiend sein. Fühlt sich aber auch befremdlich an.
Die Rückkehr war eher mühsam. Ich hatte einen guten Flug und durchaus Zeit, mich wieder an Wetter und Alltag zu gewöhnen. Dennoch bin ich eher scheibchenweise zurückgekehrt. Ich wusste zwar gleich, dass ich wieder in Berlin bin, hatte aber den Sprung von einem Kontinent auf den anderen nicht gleich auf dem Schirm. Es gab richtige Panikmomente im Halbschlaf, in denen Berlin plötzlich in Amerika lag und ich partout nicht mehr wusste, wo ich bin. Viel auf einmal lesen und vor allem schreiben – das fällt mir schwer. Es ist ein bisschen so, als müsste ich es wieder lernen.