Das ist vielleicht nicht die erste Idee, die man mit der amerikanischen Ostküstenstadt verbindet, aber ja, doch: Die können Törtchen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass New York schon immer eine Einwanderermetropole war. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, und an meinem ersten Tag, das gebe ich zu, habe ich enorm zuckerreich gegessen. Ein Zufallstreffer war die Austernbar gleich um die Ecke, Epicerie Boulud, ich sah Leute da Kaffee trinken, also nix wie rein, und Boah! So viele Tage wie Lieblingstörtchen bin ich gar nicht hier. Das gesamte französische Programm, aber viel feiner und enorm schön. Ein Kunstwerk steht da neben dem anderem im edlen Kühlregal. Ich bin glücklich, allerdings muss ich mich noch daran gewöhnen, dass sich Amerikanerinnen gerne gleich neben mich setzen und ein Gespräch beginnen. Wie heißt es so schön: Auf Reisen verlässt man seine Komfortzone. Und auch wenn Angesprochen-Werden weiß Gott noch keine Gefahr oder eine echte Herausforderung bedeuten, mir fällt es schwer, einfach Small-Talk zu führen.
Das Törtchen auf dem Foto gibt es dann beim nächsten Stop im Museum of Arts and Designs (MAD – haha) am Lincoln Square. „Robert“, das Restaurant, ist im 9. Stock und bietet einen fantastischen Blick über den Platz und den angrenzenden Central Park. Ich habe lange nicht so fantastisch gesessen, dazu mit Kaffee satt, der Service war zwar etwas hochnäsig, aber nachgeschüttet wurde mit Elan. Aber gerade in dieser Edel-Location musste ich wieder meine fehlende Weltläufigkeit zeigen – wie gibt man mit Kreditkarte ein Trinkgeld??? Autsch! Ende Komfortzone, gleich wieder. Aber was wären hochnäsige Nobelrestaurantkellner nicht, wenn… – einen, der mir sympathisch schien, schaute ich fragend und hilflos an, und schon kam er auf mich zu und half mir aus der Patsche. Charmant, höflich, zum auf die Knie gehen. Situation gerettet, aber ein wenig geschämt habe ich mich schon. Das letzte Törtchen war eine eher solide jüdische Süssware, ein Hefegebäck, das ich bei „BREADS Bakery“ erstand (neben einem fantastischen Baguette), mit Blick auf deren „Concorde Cake“, die offensichtlich neulich von der New York Times ausgezeichnet wurde. (Habe ich dann aber nicht mehr geschafft).
Der eigentliche Knaller war dann aber das American Folk Museum. Ich war vor acht Jahren schon mal da – das Haus musste mittlerweile aus seinen Räumen neben dem MoMa raus und ist jetzt stark verkleinert ebenfalls am Broadway zu Hause. Aber damals wie gestern stand mir vor Bewunderung der Mund auf. Alles (früher) so genannte „naive“ Maler/innen, oft psychisch auffällige Menschen, sind mit einer Fantasie gesegnet so tief das Unbewusste reicht. Und ich finde Dinge, die ich als Kind „konnte“ oder auch gedacht und – längst nicht so vollendet – gedacht oder gemalt habe. Wir Menschen, so denke ich dort, sind doch viel mehr, als wir uns seit der Aufklärung in Europa zurechtgeschustert haben. Eine Offenbarung.
Sehr schön dann später im MAD „Vera paints a Scarf“, eine Ausstellung über die amerikanische Designerin Vera Neumann und der „Burke Prize 2019“, ein Preis, den das Museum jedes Jahr an zeitgenössische Künstler/innen verleiht und wo mich ineinander geschmolzene Silbertabletts und eine Maschine zum Erzeugen von Meeresrauschen besonders begeistert haben. Anna Sui wurde auch gezeigt, da war ich aber schon zu erschöpft, um überhaupt noch etwas zu sehen.
Damit war der Tag natürlich noch nicht zu Ende. Man sieht, wieviel man sehen kann, wenn man unterwegs ist. Aber ich will hier keine Romane schreiben. Sondern schnell wieder raus, und weiter gucken. Törtchen essen natürlich inbegriffen…
finbarsgift 9. Oktober 2019
*schmunzel*
Ich stelle fest, dir geht’s blendend overseas visiting the Big Apple!
Grüßle vom Lu am Ne im Ländle
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Maren Wulf 9. Oktober 2019
Mir ist ein bisschen übel von all den Törtchen, aber sonst bin ich dir richtig gern gefolgt auf deinen Streifzügen. 😉
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wechselweib 10. Oktober 2019
Schleck!
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