Ich weiß nicht, wo Du bist. Ist auch egal, meistens bist Du weg, ich habe es mir so ausgesucht. Meistens ist es gut so. Ich habe Freundinnen, Freunde. Ich habe Kolleginnen und Kollegen. Die Entscheidung, mich nie wieder fest, und mit Haut und Haar an jemanden zu binden, ist alt. Älter schon als mein Erwachsensein dauert. Sie ist richtig. Zumindest für mich. Jetzt. Aber weh tun auch Dinge, die „richtig“ sind oder gewollt. Selten hat mich eine Aussage so befremdet wie die meiner Eltern, nachdem ich während oder für das Studium nach Berlin gezogen war und dort angekommen, erst mal fürchterliches Heimweh hatte: „Du hast es doch so gewollt.“ Wenn ich überlege, kommt mir – zumindest gerade – nichts herzloser vor. Als wenn sie nicht hätten wissen können, dass „wollen“ nicht immer und unbedingt „wünschen“ bedeutet, oder dass man ausgerechnet immer nur das tut, was Spass macht. Ich weiß nicht, wo Du bist. Ich werde meinen Arbeitstag beginnen, rausgehen, einkaufen, telefonieren, vielleicht noch schwimmen gehen, und in einem neuen Buch lesen. Wir werden vermutlich nicht einmal miteinander sprechen. Ich will das nicht so. Aber es ist o.k.
wechselweib 18. Juni 2019
Mein Schatz wohnt ja auch nicht bei mir. Auch wir wollten es so, trotzdem ist es manchmal schwer, wie du es beschreibst. Sehnsucht und Liebe gehören wohl zusammen…
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