Würde ich Redensarten ernst nehmen (und vor allem: jeweils passend im Kopf haben), hätte ich mich nicht wundern müssen: „Unverhofft kommt oft“ heißt es, und dieses Blüte kam tatsächlich so unverhofft, dass ich zwei Tage vorher nur knapp davon absah, deren Unterbau von meiner Fensterbank zu entfernen. Ich mag diese knalllila Härchen auf den Blättern, kleine bunte Pelze, die leider unschön braun vertrocknen, an meiner Pflanze allzu häufig, so dass sie unten aus langen, nicht besonders stabilen und daher gewundenen Stielen besteht, an deren oberen Enden die schönen Blättchen wachsen und jetzt also auch diese Blüte (sieht wirklich merkwürdig aus, bleibt jetzt aber erst mal so). Ich könnte endlos davor hocken, die weißen fedrigen Blätterspitzen sehen aus wie ein Auge, mit dem die Pflanze sich vorsichtig in meiner Küche umschaut. Vielleicht klappt sie sich über Nacht auf, und ich sehe eines Morgens nur noch das Ergebnis. Vielleicht aber geht es auch ganz langsam und leise, so dass ich beim allmählichen Auffalten zuschauen kann.
Ansonsten frage ich mich gerade, ob es ein gutes Zeichen ist, wenn man wenig aus seinem Leben zu erzählen hat, weil es wie ein ruhiger Fluss durch den Alltag mäandert, oder ob ich mich fragen sollte, warum so wenig passiert (und daran also etwas ändern). Eine typische Sonntagsfrage. Wird Zeit, dass ich an den See fahre…