Vielleicht ist es keine „goldene Regel“, aber sicher eine Option: Nicht darauf zu bestehen, dass der/die andere doch bitte versteht, dass er/sie Unrecht hat. Oder wie verletzend sein/ihr Verhalten ist. Denn, so meine Erfahrung, die Versöhnung liegt fast nie beim Gegenüber, sondern bei mir.
Ich hatte über Ostern Zeit, vergangene Kräche und Versöhnungen zu rekapitulieren. Das erstaunliche Fazit war, dass ich mich angegriffen, ja vernichtet gefühlt habe, während ich auf der anderen Seite als extrem souverän wahrgenommen wurde. Dass sich der/die andere klein fühlte, und mir gar nicht unbedingt das Gefühl geben wollte, klein zu sein, sondern eher, mir endlich auch mal einen Kratzer im Lack zu verpassen. Also aus einer Unter-, und keineswegs einer Überlegenheit heraus. Oder dass sich jemand extrem abhängig von mir fühlt, weil er oder sie mich gerne mag. Und sich vor sich selbst souveräner fühlen möchte, statt – wie ich das missverstanden habe – mir Desinteresse zu signalisieren.
Das sind natürlich nur Beispiele. Und es geht mir gar nicht darum, gemeine, fiese Menschen zu verstehen. Denen kann man nur aus dem Weg gehen. Versöhnung ist jedoch für mich immer die erste Option bei Freund/innen und Verwandten oder Kolleg/innen. Und sie ist auch nötig, damit die eigenen Verletzungen heilen. Menschen können schließlich auch an emotionalen Blutvergiftungen elend zugrunde gehen.
wechselweib 23. April 2019
Sehr interessant, was du beschreibst. Ich kriege auch oft von Menschen eins reingewürgt, die sich von mir bedroht fühlen in irgendeiner Weise…
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Stephanie Jaeckel 24. April 2019
Ja, immer wieder diese Überraschung: Die Wucht des Angriffs ist gar nicht so selten die Verletzung des oder der anderen.
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wechselweib 23. April 2019
Bin übrigens auch eine große Verzeiherin, erleichtert mein Herz. Genau, wie du sagst…
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wattundmeer 24. April 2019
Oh ja, ein interessanter Gedanke: „aus einer Unterlegenheit heraus“. Das habe ich noch nie so gesehen und relativiert ja so einiges.
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Stephanie Jaeckel 24. April 2019
Ja, Versöhnung ist oft eine Frage der Umkehrung, deshalb empfinde ich die Bewegung dorthin manchmal als „Paradox“. Ich bin verletzt, sollte aber den ersten Schritt machen. Wie geschrieben – hilft nicht immer. Ist aber als Gedanke eine große Offenbarung.
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nokbew 30. April 2019
Interessante Artikel hier in Deinem Blog! 👌
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Stephanie Jaeckel 30. April 2019
Danke!
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nokbew 30. April 2019
Bitte!
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