Als Freie Autorin werde ich hin und wieder von Schulbuchverlagen angefragt, ob ein Text von mir in einem Lehrbuch erscheinen könne. Ich muss jedes Mal lachen, weil ich als Schülerin in Deutsch oft nicht so gute Noten hatte… (allerdings ist ein Text mindestens in einem Sozialkundeheft erschienen). Ich freue mich auch, denn ich habe keine eigenen Kinder und denke, dass ich auf diese Weise hier oder da Gedanken in Kinderköpfen bewegen kann.
Aber erst Mal gilt es sich an Erwachsenen-Köpfen zu stoßen: die von erwachsenen Didaktikern (nicht mit Diktatoren zu verwechseln…), die solche Lehrbücher gestalten (Achtung! Dirk ist hier ausdrücklich ausgenommen!!!). Denn Ach und Weh! Könnte es nicht sein, dass ein Schulkind einen Satz nicht versteht. Und dann frustriert ist, das Handtuch wirft oder schlimmer noch, die Hausaufgaben verweigert und was noch!?
Liebe Leute, möchte ich dann beruhigend – und wahrscheinlich ebenso didaktisch (wie diktatorisch) – antworten: Lernen bedeutet Nicht-Verstehen. Denn was könnte gelernt werden, wenn wir alles schon vorher wissen oder verstehen? Das Lernen beginnt da, wo sich ein großes Fragezeichen in unser Denken bohrt: Wie bitte? Was? Echt jetzt? Nicht-Verstehen ist insofern keine Störung, sondern unabdingbar, wenn ein Lernprozess in Gang gesetzt werden soll. Ja, klar, man kann auch auf bereits Gewusstem aufbauen. So, wie wenn man allmählich einen Horizont öffnet. Aber nach meiner eigenen Erfahrung fängt Lernen bei Widersprüchen an, bei eigenen Denkfehlern, beim Entdecken von Unbekanntem, Sperrigen.
Ich würde mir wünschen, dass Erwachsene, die über den Lernstoff für Kinder entscheiden, diesen Aspekt wieder stärker im Blick hätten. Und damit auch mehr Vertrauen in die Kinder setzen könnten, denn, da bin ich sicher, Kinder sind viel weniger schnell vom Nicht-Verstehen abgeschreckt, als Erwachsene sich vorstellen, vor allem, wenn Kinder merken, dass sie für Voll genommen werden, und wir ihnen zutrauen, auch schwierige Zusammenhänge zu begreifen. Auch wenn das jetzt etwas weit hergeholt erscheint, aber die „Fridays for Future“ beweisen doch genau das – oder?
Franz Firla 10. April 2019
Wenn ein Text ursprünglich nicht für ein Schulbuch geschrieben ist, können sich bei Übernahme schon Schwierigkeiten ergeben. Aber dann sind da ja auch noch die Lehrenden.
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Stephanie Jaeckel 10. April 2019
Klar, aber mal umgekehrt: Mochtest Du als Kind besonders gerne die Texte, die fürs Schulbuch geschrieben waren?
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Franz Firla 11. April 2019
Nein, ich kam mir dabei immer etwas veräppelt vor.- Nun war ich aber auch ein Ausnahmekind!
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hummelweb 10. April 2019
„Nicht-Verstehen ist insofern keine Störung, sondern unabdingbar, wenn ein Lernprozess in Gang gesetzt werden soll.“ Genau, das ist ein superguter Satz! Den sich auch wir Erwachsenen ruhig mal wieder öfter vorlesen sollten. Nicht-Verszehen Fahrtbericht uns oft viel zu schnell zum Übergehen. Ich glaube auch, dass Kinder da viel offener sind.
Viele Grüße
Hummel
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Stephanie Jaeckel 10. April 2019
Eben, auch mal wieder was von Kindern lernen. Lohnt sich 😉
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wechselweib 10. April 2019
Du hast vollkommen Recht! Schüler lernen gerne was, das erlebe ich in meinen Fächern (Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde) jeden Tag.
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Stephanie Jaeckel 10. April 2019
Jetzt lerne ich aber hoffentlich auch noch was: Was ist Gemeinschaftskunde?
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