In meiner Kindheit hatte dieses Wort einen dicken Trostfaktor: „Das geht vorbei“ war ein Satz, der bei aufgeschlagenen Knien oder Bauchweh geringeren Ausmaßes ein Ende des Unwohlseins versprachen. Schulstunden gingen wider Erwarten vorbei, sogar die Schulzeit war irgendwann zu Ende und die schlimmsten Frisuren wuchsen sich aus. Mittlerweile hat das „Vorbeigehen“ einen melancholischen Anhauch bekommen. Zu vieles ist schon vorbei, und es wird mehr, leider auch das Gute. Kolleg/innen kommen und gehen, Nachbar/innen, Jahreszeiten, nicht zuletzt Freund/innen. Die Bewegung selbst verkehrt sich, denn nicht nur andere/s gehen vorbei, auch ich bin unterwegs: Ich bin längst nicht mehr sesshaft in meinem Leben. Ich bin auf dem Weg. Manchmal ist dieses Vorbeigehen auch ein großer Moment. Man begegnet sich das erste Mal. Das kann nur ein Hauch sein. Oder man begegnet sich wieder. Meinen Schatz habe ich 2010 zum ersten Mal gesehen. Im Vorbeigehen. Sechs Jahre später habe ich mich – damals auch zum ersten Mal – neben ihn ins Auto gesetzt.
wechselweib 24. November 2018
In meinem Referendariat habe ich das Lampenfieber an Lehrprobentagen überstanden, indem ich mir gesagt habe: so oder so, heute Nachmittag ist alles vorbei.
Seit ich wieder verliebt bin, wünschte ich, manche Tage gingen nie vorbei. 🌈
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wildgans 24. November 2018
Alles im Leben ist eine Phase. Scheinbar stimmt das!?
Gruß von Sonja
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