„Man sieht nur mit dem Herzen gut“

Ich weiß noch, wie ich mich als Schülerin über diesen Satz aufgeregt habe: „Dieser Kitsch soll eine Erkenntnis sein? Dass ich nicht lache! Der Kleine Prinz: so ein Kinderkram!“

Mittlerweile denke ich öfter über Herz und Verstand nach – ohne bislang weit zu kommen. Dass ich auf Verstand getrimmt bin, weiß ich. Herzensangelegenheiten sind für mich delikat, nichts, womit man Hausieren geht – nichts zum drüber sprechen. Den Verstand darf man zeigen, das Herz besser nicht. Wahrscheinlich kein Wunder, dass ich mein Herz selbst kaum höre und sehe.

Komischerweise denke ich, dass wir mit den Augen nur unser Gegenüber sehen, während wir beim Herzen uns selbst mit im Bild haben. Weil unser Herz immer mitschlägt, während die Augen sehen, ohne überhaupt an mich zu denken. Der Verstand will Überblick (ohne mich), das Herz Nähe (mit mir). Was also passiert, wenn ich fortan nicht bloß den Verstand anschalte, sondern auch auf mein Herz höre? Klingt widersprüchlich. Eher so, als werde ich nicht klarer sehen, sondern verschwommener. Aber die erste Hürde wird wahrscheinlich die sein, mein Herz überhaupt zu hören…

 

 

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 3

  1. papiertänzerin 1. August 2018

    Ein bisschen so wie eine neue Sprache lernen. Da ist am Anfang ja auch alles ein bisschen verschwommen, rätselhaft. Aber beim Zuhören zeigen sich nach & nach kleine Verständnisinseln. Dein Bild, dass beim Herzsehen auch immer der Blick für sich selbst dabei ist, mag ich sehr. Kontaktaufnahme, oder?

    Gefällt 2 Personen

  2. de Chareli 1. August 2018

    Ah, der Prinz wusste wie die Kinder das machen, da sie noch nicht so viel mit dem Kopf arbeiten. Mit dem Herz sehen, das irgendwie mit Bauchgefühl und spontanen Eindrücken zu tun, das Sehen bevor der Gehirn-Filter einsetzt mit all seinen bizarren Einstellungen (Vorurteile etc.). Ich glaube, wenn wir wieder ein wenig wie die Kinder sehen, dann sehen wir vielleicht objektiver und vor allem glaube ich, dass wir die Welt dann auch optimistischer sehen.

    Gefällt 1 Person

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