Lastenträger

Wahrscheinlich befrachten wir alles, was wir sehen, mit Erinnerungen. Diesen Stein habe ich aus Kalifornien mitgebracht. Komischerweise „trägt“ er vor allem den Sound der pazifischen Brandung, Licht und Wind. Dazu ist er mit einer weiteren Erinnerung beschwert: Ich besaß als Kind eine in einen Glaswürfel gegossene Muschel mit einer Perle. Ich war vielleicht fünf. Und mir war diese Muschel ein riesiger Schatz. Es war so etwas Magisches, dass eine Perle im Maul einer Muschel wuchs. Es war kaum zu glauben, aber ich hatte den Beweis bei mir im Regal stehen. Die Muschel war auch eine Verheißung: Irgendwo anders auf der Welt würde es aufregender sein, als bei uns im Reihenhaus in der Kleinstadtneubausiedlung. Keine Frage, der kalifornische Stein sieht aus wie eine abstrakt geformte Muschel. Die „Perle“ ist weiter am Rand als in meiner Kindheitsmuschel, aber genauso augenfällig. Und auch der Stein erinnert mich daran, dass es nicht nur Berliner Hinterhöfe gibt.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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