Wir sind, was wir nicht verstehen.

Die meiste Zeit des heutigen Tages habe ich über das Fremde nachgedacht. Dass wir Menschen offenbar Welt immer in „wir“ und „die“ unterteilen. Dass „die“ unberechenbar sind. Dass „wir“ aber gerne oft aus unserer Haut rauskämen. Bedeutet verstehen vereinnahmen? Gibt es etwas anderes als verstehen im Hinblick auf Erkenntnis des Fremden? Könnten wir jemals aufhören, Menschen in „wir“ und „die“ zu unterteilen? Können wir zumindest über „die“ mehr über uns lernen? Nicht-Verstehen ist eine Herausforderung. Ein Kontrollverlust. Dennoch. Was ich nicht verstehe, kann mich trotzdem glücklich machen. Als Überschuss. Weil es mehr gibt, als ich erwartet habe.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. Maren Wulf 7. Januar 2018

    Ich glaube, dass es ein Erkennen ohne ein Verstehen im herkömmlichen Sinn gibt. Eine Verbindung von Herz zu Herz, eine Sache des Augenblicks. Ohne Anspruch und ohne die Notwendigkeit zu wissen. Nicht einmal ein Kontrollverlust, weil es für einen Moment weder auf Kontrolle noch auf Kategorien ankommt. Vielleicht das, was du „Überschuss“ nennst. In jedem Fall etwas vom Schönsten.

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  2. christahartwig 7. Januar 2018

    Ich denke, die Welt in „die“ und „wir“ aufzuteilen ist normal, weil das Gefühl einer Gruppe anzugehören (und eine Gruppe sind niemals alle) ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Die Unterscheidung zwischen fremd und vertraut ist auch überhaupt nicht negativ zu bewerten, vorausgesetzt, das Fremde wird zwar als fremd aber als gleichwertig gesehen und respektiert. Die Familie, der Stamm, … das steckt tief in unseren Genen. Die andere Familie oder den anderen Stamm zu bekämpfen hat mit Genen nichts zu tun. Das ist eine auf kultureller Ebene lösbare Aufgabe. Aber eben doch eine Aufgabe und keine Selbstverständlichkeit.

    Gefällt 1 Person

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