Nein, verschwinden will ich eigentlich nicht, aber manchmal einfach unter die Oberfläche sinken. Keine Wellen machen, sanft nach unten gleiten, die Augen offen, die Sinne wach, aber alle Kommunikationskanäle gekappt (wenn möglich auch die zum eigenen Hirn). – Vielleicht, so dachte ich heute, ist eine solche Form des Verlorengehens auch eine Art Schutz vor Alzheimer? Die Kontrolle verlieren, nicht mehr wissen, wo man ist (oder warum), und das mitten im Alltag?
Eskapismus? Oder doch das Antrainieren einer Selbstverständlichkeit? Jedenfalls erscheint mir rückwirkend der verzweifelte Kampf meiner dementen Mutter um Normalität eine irrwitzige Verschwendung von Zeit und Kraft. Vielleicht macht es umgekehrt mehr Sinn. Nicht, um sich passiv in eine schlechte Zukunft zu fügen. Sondern um im Verlorengehen sicher zu werden. Wer akzeptieren kann, keine Peilung mehr zu haben, ist möglicherweise gar nicht so hilflos, wie das von außen erscheint. Wenn wir träumen, lassen wir uns schließlich auch auf eine unbekannte Welt ein. Und das immerhin jede Nacht.
mannigfaltiges 19. Juni 2017
Darüber muss ich jetzt wieder ein paar Tage grübeln…
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Stephanie Jaeckel 20. Juni 2017
Na, wenn es kein finsteres Grübeln ist, freut es mich. Und bin gespannt. Vielleicht gibt es ja ein Grübelergebnis – ?!
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mannigfaltiges 20. Juni 2017
Ein endgültiges Ergebnis wird es wohl nicht geben. Dazu ist das Terrain zu unbekannt. Ich muss immer an meine Mutter denken. Als die Demenz sie voll im Griff hatte, lachte sie den ganzen Tag, sie hatte immer beste Laune. Jeden Tag fuhr sie – oder war sie -woanders. Der Übergang allerdings war auch für sie sehr schwer.
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Stephanie Jaeckel 20. Juni 2017
Ja, meine Mutter hat später auch viel gelacht. Als sie den Übergang ins Unbekannte geschafft hatte. Das gab mir immer zu denken, denn das Lachen war aus vollem Herzen, kein Verlegenheitslachen. Das habe ich genauso erlebt.
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papiertänzerin 20. Juni 2017
Was du beschreibst, ist für mich eine Art von Ergeben ins Nichtwissen. Und da erst komme ich dann paradoxerweise manchmal Zuhause an.
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