Das ist keine Kunst. Das sind die Spuren des Alltags die unser Hofdurchgang meist von durchgeschobenen Fahrrädern oder Mülltonnen verpasst bekommt. Sieht eigentlich ganz hübsch aus – der Hausverwalter würde wahrscheinlich sofort nach den beiden Haushandwerkern rufen. Aber er ist zum Glück nicht häufig vor Ort. Die Spur bleibt, wenn die Dinge oder Menschen längst (weg)gelaufen sind. Doch so greifbar sie ist, im Grunde bleibt sie so fern wie der vergangene Moment, der sie hinterlassen hat. Mir scheint es zumindest so, als wenn Spuren bereits gestorbener Menschen sie mir noch mehr entfernen. Ein bekritzeltes Blatt eines früh gestorbenen Freundes macht mir seine Existenz fast noch irrealer, die Stimme von Emanuel auf einer Aufnahme die Trennung noch unerbittlicher. Narben – die ja auch eine Form von Spuren sind – wachsen sich über Jahre in Erfahrungen aus. So – oder ganz ähnlich hat mir neulich meine Cousine geschrieben. Seitdem denke ich darüber nach. Wenn es stimmt, wäre es doch etwas Versöhnliches und ein Grund, sich über jedes neue Lebensjahr freuen. Stimmt es? Meine Cousine ist ein Jahr älter als ich…
papiertänzerin 22. Januar 2016
… seit dem Verlust meiner Tochter habe ich ein ambivalentes Verhältnis zu Spuren: einerseits würde ich sie gern für immer bewahren, andererseits ist es so schmerzhaft, dass Menschen gehen und Dinge bleiben.
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Stephanie Jaeckel 22. Januar 2016
Spuren sind auf eine merkwürdige Art hermetisch. Fotografien haben noch so etwas versöhnliches. Weil sie Atmosphäre einfangen, oft freundlich lächeln. Aber die Spur lächelt nicht. Sie bleibt einfach. Im Grunde wie ein Fleck.
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