Klunker des Alltags – reloaded

Ich fasse es selbst kaum, aber die Klunker gibt es mittlerweile seit achteinhalb Jahren. Längst nicht mehr in der anfänglichen Form, denn gestartet bin ich mit dem Anspruch, täglich zu schreiben. Als Scheitern sehe ich das nicht, obwohl ich es an vielen Tagen schade finde, vom Tag nicht noch einen Text abgeschöpft zu haben. Aber so habe ich die letzten Jahre erlebt: Es gibt Ebbe und Flut, Zeiten für etwas oder etwas anderes. Für mich gilt nicht ganz oder gar nicht. Ich laufe Langstrecke und bleibe lieber dran, als Höchstleistungen anzustreben.

Auch scheint der Kompass neu ausgerichtet. Die Klunker waren von Anfang an die Suche nach etwas. Vielleicht nach etwas Besonderem, nach Schönheit. Bestimmt auch nach Sinn. Heute sehe ich mehr die Art des Schauens selbst im Focus, als das Gesehene. Denn es geht mir um „wahre“ Bilder. Um eine „Echtheit“, die seit Jahren und Jahren und Jahren verlorenzugehen scheint, weil wir in einem konfektionierten Mainstream schwimmen, und den Mut zur eigenen Wahrnehmung immer weniger für nötig erachten. Ich schließe mich da keinesfalls aus.

Klunker des Alltags sollten Mut machen. Für die eigene Wahrnehmung und für die Schönheit eines gewöhnlichen Lebens. Wobei Mut machen am allermeisten an mich selbst gerichtet war. Heute sehe ich mich noch mehr auf der Suche nach Perspektiven oder Fragen, die gerade nicht von den Medien aufgegriffen oder überhaupt erst gemacht werden. Nach Themen jenseits der Aktualität. Nach Kleinigkeiten. Die eben Schätze, oder eben Klunker sein können, weil sie uns vom reißenden Aktualitätsstrudel ablenken. Natürlich ist Aktualität eine Wirklichkeit, die nicht vernachlässigt werden darf. Es gibt Dinge, die müssen jetzt entschieden oder bedacht sein. Aber wenn ich mich ablenken lasse, oder wenn ich meinen eigenen Bildern nicht mehr traue, läuft etwas aus dem Ruder.

Klunker sind für mich übrigens auch Überforderungen. Denn auch diese sind im Mainstream nicht mehr vorgesehen. „Überfordert Euch!“ – „gelegentlich…“ möchte ich mir als neues Motto auf die Fahnen schreiben. Es lohnt sich! Weil wir überfordert wieder einen Blick für Schönheit bekommen, der, wenn wir immer obenauf schwimmen und alles können und durchschauen, schnell verloren geht. Also doch wieder alles beieinander: Schönheit, Mut, ein vielleicht gewöhnliches, aber dafür eigenes Leben. Allen einen schönen 1. Mai!

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 3

  1. Gerald 15. Mai 2023

    Hallo Stephanie, gut dass trotz der „Ebbe und Flut“ die Klunker weiterhin angeschwemmt wurden … Ich folge dir als stiller Leser seit Febr. 2019 – der Klunker zum „Bahndamm“ – du erinnerst dich? Ich freue mich auf weitere Ebbe und Flut … Gruß Gerald

    Gefällt 1 Person

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