Noch einmal KI

Im Grunde, denke ich, haben wir eine Debatte, die wir vor 10 Jahren schon hätten führen können. Denn – spätestens – damals wurde klar, dass in den meisten Fälle keine Inhalte mehr vermittelt werden sollten, sondern Texte geschrieben. Das ist ein Unterschied. Denn schon damals ging es darum, viel Text in möglichst wenig Zeit zu generieren. Prima, wer da in Modulen arbeiten kann und auch sonst wenig Skrupel bei der Genauigkeit hat. Schnellstmöglich oberflächlich haltbaren Sinn zu produzieren, und seien noch so große Luftblasen darin, ist seitdem die Aufgabe von Texter:innen. In allen denkbaren Bereichen. Längst auch im Journalismus. Dass uns darin eines Tages die KI das Wasser würde reichen können, war absehbar.

Wir sind längst an dem Punkt, an dem schwierige Inhalte, sperrige Sätze oder Gedanken als Fehler markiert und einem Publikum als unzumutbar klassifiziert werden. Nicht die KI ersetzt uns. Wir schaffen uns seit Jahren bereits selber ab. Insofern ist mir die KI in vielerlei Hinsicht egal. Entweder kann ich mich mit ihr arrangieren oder sie ersetzt mich eines Tages und mir steht vielleicht sogar die Tür zu etwas Anspruchsvollerem offen. Oder ich mache was ganz anderes. Weitgehend inhaltsfreie, dafür woke Texte zu schreiben, ist eh nicht, was mir das Leben bereichert. Ach so, ja. Die Hasen sind auch künstlich generiert. Ich hoffe, ich habe genug Rechte daran, sie hier zeigen zu dürfen…

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 10

    • Stephanie Jaeckel 19. April 2023

      Ja, die Ersatzbegriffe sind zum Teil die Pest. Es wirkt auf mich wie in einer Diktatur zu leben. Und die Ansprüche sind krass. Je nachdem, für wen ich arbeite, werde ich als übergriffig, aggressiv oder sonstwas angegriffen. Das aber ist für mich der echte Terror, eine Art Gehirnwäsche.

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      • Myriade 19. April 2023

        1984 und der Neusprech lässt grüßen ! Das Anliegen als solches finde ich ja gut, aber die Aggression und der Fanatismus, die da hineingepumpt werden, gefallen mir gar nicht. Ebenso wenig wie die überbordende Bedeutung, die eine sehr kleine Gruppe sich mit der Machete erkämpfen will, ohne Rücksicht auf irgendetwas und irgendjemanden außer ihre eigenen Themen …

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    • Michael H. Gerloff 21. April 2023

      So befremdlich das „gebärende Person“ war, gab es dafür durchaus einen Grund. Der nicht geteilt werden muß, aber zumindest bedacht werden könnte.
      Und „ersetzen soll“ ist doch etwas übertrieben: Da hatten, so weit ich es in Erinnerung habe, 2 (in Worten: zwei) Social-Media-Menschen den Begriff einmal (in Zahlen: 1) verwendet, um im Zusammenhang mit einem Gesetz (sic) der Situation mancher lesbischer Paare Rechnung zu tragen, was kurz danach in „Mutter“ umgeschrieben wurde. Aber Aufregung ist halt content king.

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  1. derdilettant 18. April 2023

    Vielleicht wird heute mehr geschrieben als früher. Und mit weniger Inhalt. Aber es gibt sie doch noch, die wirklich guten Texte. Und vielleicht nicht einmal weniger als früher. Mich würde schon interessieren, wie du zu dieser Einschätzung zunehmender Inhaltsleere gekommen bist.

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    • Stephanie Jaeckel 18. April 2023

      Ich arbeite selbst als Texterin und das ist eine – wenn Du so willst – Langzeitbeobachtung von mir. Das muss nicht überall so stimmen, aber ich habe den Eindruck, dass es sich um eine reale Entwicklung handelt. Und ja, natürlich gibt es immer noch sehr, sehr gute Texte. Aber da für das Schreiben tatsächlich immer weniger gezahlt wird, na, halt…

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  2. Michael H. Gerloff 21. April 2023

    Ich glaube (sic), daß die Selbstabschaffung in den vergangenen Jahrzehnten eher am erforderlichen „weitgehend inhaltsfreien, dafür unwoken Texten“ liegt. More of the same, immer auf Linie. Für mich sind viele „große“ Medien nur noch Meinungsabspulmaschinen. „Ambiguitätstoleranz“ ist aus Gründen ein Fremdwort – „snackable“ dagegen nicht.

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