Sei mal nicht so hysterisch!

Sagt das überhaupt noch jemand? Es scheint tatsächlich, als sei die Hysterie aus dem modernen Leben verschwunden. Nachdem sie zu Beginn der Psychologie Anfang des letzten Jahrhunderts eine so wesentliche Rolle gespielt hat. Doch weg ist sie längst nicht, wie ich gestern von einer Spezialistin gelernt habe. Wie das manchmal so ist in Ausstellungseröffnungen geht: Man redet angeregt mit bis dahin Fremden und vor allem so gar nicht über das, was an den Wänden hängt. Die Hysterie, so habe ich erfahren, wird meist nicht diagnostiziert, sondern landet im besseren Fall bei der Epilepsie. Aber sie ist weit verbreitet, auch bei Männern. Zeichen sind entweder Erstarrung oder übermäßiges Zittern, bzw. solche Anfälle, die der Epilepsie ähneln. Was ich interessant finde. Ich bin offensichtlich in meinen Träumen hysterisch. Denn ein wiederkehrender Alptraum besteht darin, dass ich auf einen Schlag – oder in bestimmten brenzligen Situationen nichts mehr sehen kann. Traumhysterie. Mal was anderes. Das herrlich grimmige Krabbengesicht stammt von Jens Prockat, einem Grafiker, Typographen und Objektgestalter aus Berlin. Im Original ist es winzig. Und hinreißend!

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. brigwords 2. März 2023

    hysterisch (von Hyster = Gebärmutter) hat man früher vor allem die Frauen bezeichnet, die sich nicht beherrschen konnten. Dabei waren sie evtl nur in einem hormonellen Ungleichgewicht und hätten etwas Zuwendung und zwischendurch mal einen tollen Orgasmus gebraucht. Dazu gibt es einen wunderbaren Film – Hysteria – den ich als Weiterbildung und köstliche Unterhaltung nur weiterempfehlen kann :-))

    Gefällt 2 Personen

    • Stephanie Jaeckel 5. März 2023

      Danke für den Film-Tipp! Hysterie ist wohl eine neuronale Erkrankung ähnlich wie die Epilepsie, mit der sie heute gerne verwechselt wird. Sex wiederum gehört zu den grundsätzlichen Erholungsmöglichkeiten von Menschen. Weil wir da mal endlich loslassen. Was Hormone angeht, weiß ich gerade nicht, wie die ins Spiel kommen. Aber die haben wahrscheinlich immer ein Wörtchen mitzureden. Insofern, ja! Und auch Hysterie ist, wie es Frank Taffelt neulich im Gespräch mit mit geäussert hat, eben auch eine tolle Künstlerin…

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    • Stephanie Jaeckel 5. März 2023

      Ja. Freud und andere Analytiker der Zeit haben die Hysterie zumindest mal erkannt. Allerdings waren sie auf dem Auge blind, dass eben Männer genauso wie Frauen hysterisch sein können. Sie sahen hauptsächlich Frauen betroffen. Elektroschocks sind, wie wir heute wissen, vollkommen fehl am Platz und schädlich. Elektrizität wurde jedoch zu Beginn noch als eine Art Energie-Wunder betrachtet. Man hielt diese Methode wirklich für heilsam. Es war nicht als Strafe gedacht, oder als Folter, was sie in Wahrheit jedoch ist (und so wird sie ja auch eingesetzt). Danke für Deine Rückmeldung.

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