Kerzen sind, verglichen mit elektrischen Lichtquellen, zwar nicht so helligkeitseffizient, aber dafür beruhigend fürs Gemüt. Ich habe dieses Jahr öfters zum Streichholz gegriffen als den Lichtschalter betätigt, und das waren andere Abende, ruhiger, leiser auch, weil weder Filme noch Stereoanlage für mich ins Kerzenlicht passen mögen. Die großen Kältefelder konnte ich mir vorstellen, die natürliche Dunkelheit des Winters in unseren Gegenden, die Angst davor und die Verlassenheit darin. Alte Gefühle unserer Eltern und Großeltern, die in mir geistern. Tatsächlich ist die tödliche Bedrohung einer unwirtlichen Natur in unseren Alltagen keinen Gedanken mehr wert. Aber sie ist nicht weg. Dafür müssen wir nicht mal an den Krieg denken. Von hier aus, dachte ich (im Warmen) vor meiner Kerze, wäre die Klimakrise eigentlich eine andere. Weil es ja nicht ums (für uns) optimale Funktionieren von Wetter etc. geht, sondern um die Akzeptanz einer bedrohlichen Welt. Beruhigend fürs Gemüt? Fast schon. Denn die an die Klima-Sorge gekoppelte Weltuntergangsstimmung wirkt auf mich bedrohlicher, als die Tatsache einer nicht als Wohlfühloase gedachten Natur. Was für mich nicht heißt, dass wir uns einfach weiter gehen lassen sollten. Bei Kerzenschein besehen, gingen Lösungsgedanken vielleicht wieder mehr in die Dunkelheit und in eine Veränderung der durch die Globalisierung und weltweiten Vernetzung stattgefundene Nivellierung von Tages- bzw. Nachtzeiten. Nicht, um die Uhr zurück zu drehen. Sondern um einen Rhythmus zu finden jenseits des aktuellen Grundrauschens, das Tage und Nächte zu aussterbenden Begriffen werden lässt.
Edith 22. Dezember 2022
Liebe Stephanie, deine Gedanken mache ich gerade zu meinen. Du hast alles so sehr gut gedacht, dass ich nur zustimmend nicken kann.
Dir wünsche ich ein lichterfülltes, gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und dass wir uns wieder lesen…
Herzlichst, Edith
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