Erfolge vernichten

Es gibt das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Er hat eines Tages einen Superfisch an der Angel, der Wünsche erfüllt. Statt selbst etwas zu wünschen, geht der Fischer zu seiner Frau, um ihre Wünsche zu erfragen und dann erfüllen zu lassen. Es geht eine Weile, bis die Frau zu viel will und das Paar zur Strafe wieder in den anfänglichen Zustand großer Armut versetzt wird. Alles haben, und doch nicht zufrieden sein – ach ja. Kennen wir alle (manchmal).

Aber es geht auch umgekehrt. Und je länger ich alleine im Home-Office sitze, umso schneller dreht sich die Spirale. Nein. Es gibt keinen Superfisch. Aber stets neue Begehrlichkeiten, was die eigene Leistung angeht. Wenn ich heute was schreibe, denke ich am nächsten Tag: Hoppla, wenn ich heute was schreibe und noch was schreibe, das wäre doch toll – !? Und am nächsten Tag lege ich noch eins drauf. Und so am übernächsten und am über- übernächsten Tag. Mit dem Ergebnis… immer missmutiger zu werden. Denn nichts zählt mehr: Nicht ein Text, nicht zwei, nicht drei. Es müssen mindestens vier sein, dazu noch mindestens eine Stunde draußen, dann Hausarbeit, ein tolles Essen, ein bisschen Sport, vielleicht noch ein Brief oder eine E-Mail und jeden Tag in einer anderen, möglichst noch besseren Mischung.

Ehrlich? So wird das nichts. Immer mehr und noch mehr – das ist keine gute Idee, weder in die eine, noch in alle anderen Richtungen. Also besser mal scharf auf die Bremse treten. Abendessen machen, mich freuen, was ich die Woche erledigt habe und die Füße hochlegen. Wie heißt das noch so schön? Feier(!)Abend…

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 2

  1. Ralph 25. April 2021

    Ja, ich kenne das auch. Vom Sport, von allen möglichen Optimierungen der Arbeit, des Alltags oder mir selbst. Es kann negativen Stress verursachen und in der Folge demotivieren. Es hält mich aber auch auf Trab, nicht immer dasselbe zu machen. Nur, statt immer besser, länger, mehr reicht auch eigentlich: öfter mal anders. 😊

    Gefällt 1 Person

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