Was würden wir sehen?

Heute vor 506 Jahren wurde Teresa von Avila geboren. Wie ich neulich schon bei Bachs Geburtstag gestaunt habe – so lange ist das schon her!? – fallen mir jetzt schon fast die Augen aus. Warum ist mir nicht früher schon klar geworden, wie endlos lang drei und erst fünf Jahrhunderte sind? Was, dachte ich augenblicklich, würde ich sehen, würde mir Teresa begegnen? Könnten wir uns überhaupt verständigen? Würden wir unsere Blicke verstehen, unsere Gesten? Würden wir uns als Frauen solidarisieren können oder wären wir uns als Lebewesen aus anderen Zeiten zu fremd? Vielleicht könnte ich mich besser verstehen, wenn ich eine so alte Vorfahrin vor mir hätte? Und umgekehrt? Wäre sie überrascht über eine Frau aus dem 21. Jahrhundert? Würde sie mein Alter erraten? Meinen Beruf? Wäre sie überrascht über die Art, wie ich über den christlichen Gott denke? Hätte sie mir etwas voraus – oder ich ihr? In ihren Texten spricht sie direkt zu mir. Ich verstehe sie. Sie hat – wie es mir scheint – sehr moderne Gedanken. Aber wie wäre sie als Person? Könnten wir über die enorme zeitliche Entfernung auch im Gespräch zueinander finden? Ich bin mir nicht sicher.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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