Patt

Seit Wochen beobachte ich mit Sorgen die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Demokratische Wahlen – so scheint es mir zumindest – gewähren keine Demokratie mehr, geschweige denn, faire politische Diskussionen. Mit Schrecken kam mir die Idee, dass sich vielleicht in China die regierende Partei locker halten könnte, würde frei gewählt.

Was passiert? Und warum sind urdemokratische Mittel plötzlich keine Garanten mehr für Demokratien? Sind die Länder zu groß für ein solches individuelles Wahlprozedere? Die Menschen zu abgestumpft? Die Gesellschaften zu weit schon auseinandergefallen?

Mir fällt ein, dass in Griechenland, wo die Demokratie „erfunden“ (oder zumindest auch) erfunden wurde, nur freie Menschen wählen konnten. Männer könnten wir hier auch schreiben. Natürlich ist das heute undenkbar und nach unserer Vorstellung völlig undemokratisch. Aber es zeigt etwas, was mir bedenkenswert erscheint: Menschen, die mit Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen, sind in ihren politischen Ansichten leicht zu beeinflussen. Schließlich geht es bei ihren Entscheidungen meist gleich ans Eingemachte. —- Hier muss ich mir aus Zeitgründen mit Gedankenstrichen behelfen. —- Ich habe natürlich keine Antwort. —- Eventuell ist die Frage auch schief. —- Es geht vor allem nicht darum, die Wählerstimmen zu beschränken. — Aber erklärt die Beobachtung etwas? Oder gäbe es von hier aus einen Weg, die Demokratie für die Zukunft zu stärken?

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 6

    • Ulli 4. November 2020

      Heute hörte ich im Radio wieso es dazu kam, das ist nämlich in der Vergangenheit verortet: der Sonntag war für den Kirchgang reserviert, am Montag reiste man zu Pferd oder mit der Kutsche zum Wahlort, wo dann am Dienstag gewählt wurde. Wie veraltet das alles ist! Aber dein Gedanke hat natürlich auch was, aber es gibt ja eben auch die Briefwahl, auch wenn T. das unterwandern wollte. Da wird er aber wohl keine Chance haben, da hätte er viel früher die Gerichte bemühen müssen, alles andere ist nicht legitimiert. Auch wenn er sich einen feuchten Kehricht darum kümmert, aber so ganz frei schalten und walten kann er dann eben doch nicht!

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      • Myriade 4. November 2020

        Vor 200 Jahren war das wahrscheinlich ein durchaus einleuchtendes Procedere und die Wahlmänner sind auch tatsächlich geritten, aber heutzutage ist es doch wirklich etwas lächerlich ganz abgesehen vom diskriminierenden Effekt.
        Donald T hat ja offenbar schon hunderte Anwälte mit Wahlanfechtungen beauftragt. so eine Unterminierung eines demokratischen Prozesses schon vorher zu verkünden, dass die Wahl nur dann korrekt ist, wenn er gewinnt und sie dann völlig grundlos anzufechten, weil er nicht gewonnen hat.

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  1. Christian W. 4. November 2020

    Wichtige Fragen, und nicht nur jenseits des Ozeans. Europa tut sich ja bspw. auch furchtbar schwer damit, demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien innerhalb der EU zu gewährleisten, und lässt sich stattdessen von diversen Nachwuchsdiktatoren auf der Nase herumtanzen. Na ja, und auch in Deutschland sitzen in vielen Parlamenten Leute, die aus ihrer Verachtung für die parlamentarische Demokratie kein Geheimnis machen. Das kommt mir gerade wie eine gefährliche Immunabwehrschwäche unseres Gesellschaftssystems vor und gibt wenig Hoffnung, dass wir die wirklich drängenden Probleme der Gegenwart noch in den Griff bekommen.

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  2. wattundmeer 5. November 2020

    Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.” – Sir Winston Churchill (1874-1965)

    Das mit der Freiheit ist, glaube ich auch, ein wichtiger Punkt. Nur wer sich nicht um Arbeit, Essen, Wohnung und Gesundheit sorgen muss, der kann Freiheit leben. Eine Demokratie ohne Sozialstaat ist nicht frei.

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