Nein. Das hat nichts mit Corona zu tun. Eher damit, die eigene Fremdheit auszubalancieren. Oder wachzuhalten. Wenn ich anfange, zu genau zu wissen, wer ich bin, bekomme ich kalte Füße.
Wie gut ist es dann, in einer anderen Stadt zu sein, oder grundsätzlich auf anderem Boden, um mir zuzusehen, wie ich mich da schlage. Was ich als Erstes mache, wohin es mich zieht. Wovor ich Angst habe.
Essen kaufen. Das war mal eine Antwort von David Bowie auf die Frage, wie er sich neuen Städten nähere. Und ich musste lachen, weil ich mir vorstellte, wie überall alle vor Begeisterung in Ohnmacht fallen, wo er auftauchte, um auf einem Markt eine Ananas oder im Laden einen Kaffee zu bekommen. So war es wohl meist gar nicht. Er konnte sich ziemlich gut unsichtbar machen – und behauptete mal, das sei eine typische Steinbock-Fähigkeit (stimmt, mich sieht auch meist keiner, aber ich heiße auch nicht Bowie). Ein lustiger Trick von ihm in New York bestand darin, mit einer griechischen Tageszeitung in der Hand rumzurennen (v.a. wenn er mit der Metro fuhr). Das würde die meisten Leute abhalten, ihn anzusprechen, weil niemand davon ausgehe, dass er Griechisch könne – so erklärte er in einem Interview. Womit man mal wieder sieht, dass ein Elektrodraht, der Kühe davon abhält, von der Weide zu laufen, nicht nur die Dummheit der Kühe anzeigt…