und ich erst. Niemals würde ich joggen gehen. Dieser Satz gehörte bis vor kurzem zu meinem persönlichen Identifikations-Baukasten. Ich laufe nicht. Das stimmte auch. Ich sagte das in einem Ton zwischen Trotz und Resignation. Denn ich konnte es wirklich nicht. Zu laufen, war, als müsse ich mich durch eine Welt bewegen, in der die Luft plötzlich fest geworden war. Ging ich, war alles luftig. Aber sobald ich zum Laufen ansetzte, wurde nicht nur mein Körper schwer und schwerer. Sondern die Luft zu so etwas wie Pudding: Kaum durchzukommen. Es hatte also keinen Zweck. Nicht, dass ich es nicht hin und wieder versucht hätte. Wie konnte etwas so schwierig sein, was andere scheinbar mit Leichtigkeit hinbekamen? Ich habe mir sogar vor vier Jahren Laufschuhe gekauft. Aber auch mit denen wurde das Unterfangen nicht einfacher. Letztes Jahr gab es dann eine Überraschung. Am endlos langen Strand vor Los Angeles. Die Luft war klar und es ging ein kühler Wind. Die Sonne schien. Und ich ging an der Wasserlinie des Ozeans, da wo die Wellen auslaufen und die kleinen Wasserläufer ihrem Tagesgeschäft nachgehen. Wer weiß, ob es die Vögelchen waren? Ich begann zu laufen. Und es geschah etwas Unvorhergesehenes: Mein Körper wurde nicht schwerer. Die Luft blieb luftig. Ich lief. 100 Meter, 200 Meter, 300 Meter, ich blieb mal vorsichtig stehen: Träume ich? Ich lief weiter. Immer noch keine Schwere. Nanu! Ich bin ein vorsichtiger Mensch. Ich wollte mir die Illusion nicht nehmen. Nach einem zögerlichen zweiten Versuch zurück in Berlin – es ging ganz o.k., aber längst nicht so einfach, wie am Pazifik, ließ ich die Sache auf sich beruhen. Dass ich trotzdem jetzt mit dem Joggen angefangen habe, liegt daran, dass die Schwimmbäder nicht, und dann nur sehr beschränkt geöffnet hatten. Und dass sich daran vermutlich in der nächsten Zeit nichts ändern wird. Ich brauchte also dringend eine Alternative. So viel: Eine geborene Läuferin bin ich nicht. Aber drei Kilometer am Morgen bekomme ich leidlich hin. Und ja, langsam fange ich sogar an, diese Läufe zu genießen…
Madddin 2. September 2020
Wie schön 🙂👍
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Stephanie Jaeckel 2. September 2020
Ja, mal schauen, wie lange die Freude so anhält…
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Maren Wulf 2. September 2020
He, toll! Super Illustration (deiner eigenen Skepsis) übrigens.
P.S. Ich selbst bin mit dem Joggen nicht wieder angefangen (war mal Europas langsamste Läuferin), hatte mir aber zu Beginn der Kontaktbeschränkungen ein Trampolin gekauft.
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Stephanie Jaeckel 2. September 2020
Ein Trampolin, wie toll ist das denn!? Das größte Glück meiner Kindheit (nach Schaukeln). Wenn ich das heute mal auf einem Spielplatz mache, bekomme ich sofort irren Muskelkater. Geht das denn gut in der Wohnung? Oder hast Du einen Garten?
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Maren Wulf 3. September 2020
Das geht super in der Wohnung, Stephanie. Mein Trampolin ist allerdings auch klein, nur so ein Meter zehn im Durchmesser. Und meistens bounce ich, d.h. die Füße haben (mehr oder weniger) Kontakt zur Matte. Macht irren Spaß – und der Muskelkater vergeht schnell! 😉
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Stephanie Jaeckel 8. September 2020
Oh, Ah! mir kribbelt es schon in den Kauf-Fingern….
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