Reisen bildet. Geschenkt. Aber man muss den Reisen auch eine Chance geben. Ich habe die letzten beiden Wochen versucht, beim Sortieren der Urlaubsfotos oder dem „Eingemeinden“ meiner Mitbringsel noch einmal genauer hinzuschauen. Gleichzeitig beschäftige ich mich beruflich gerade mit Hölderlin. Wie schon bei Winckelmann hat mich auch bei ihm anfangs diese Antikenbegeisterung so irritiert. Mir ist das immer gleich so kopflastig. Bis ich kapiert habe: Weder Hölderlin noch Winckelmann wussten, wie alt die Welt wirklich ist. Zu ihrer Zeit hielt man die Antike (und man dachte sie ja tatsächlich auch schon historisch) weitgehend für den Beginn des menschlichen Lebens auf dem Planeten. Alles, was es da an „Natürlichkeit“ gibt, also als Leben in der Natur und ohne „Zivilisation“ war für beide das wohl ursprünglichste, was man sich vorstellen konnte. Eine nackte Wüste ohne menschliches Leben, mit Dinosauriern gar, war damals nicht denkbar, sie dämmerte Naturwissenschaftlern zu jener Zeit gerade erst. Ach so! Sofort verstehe ich diese Antikensicht und die mich oft so irritierende Freude an der „Einfachheit“ neu. Sie hielten damals die Antike für eine Art „naive“, ursprüngliche Kunst, obwohl sie sehr wohl sahen, dass es sich um erstklassige Arbeit handelt. Insofern ist natürlich Winckelmanns Beschäftigung mit italienischer Frühgeschichte so wichtig. Denn hier sah er Alternativen zur Hochkunst der Griechen. Gestern Abend hatte ich plötzlich diese Erkenntnis, und habe mich gefreut. Ganz so, als wäre sie noch ein weiteres Reise-Souvenir.
mannigfaltiges (@mannigfaltiges) 17. November 2019
Sieh mal einer an. Auch für mich eine völlig neue Sichtweise.
Man lernt nie aus!
Danke dafür!
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