Ich kauf mir was

Wer in der Großstadt wohnt, kann Lieder davon singen. Nicht mal die Petersilie kommt aus dem Garten, gekauft wird, was nötig ist, und viel ist nötig, je kleiner die Wohnung ist, in der man wohnt.

Gleichzeitig kommen wir an unsere Grenzen. Konsum wird zum Problem, wo Ressourcen gnadenlos ausgeschöpft werden, was nicht nur die Natur betrifft, sondern zum Beispiel auch Kinderarbeit.

Wer wenig Geld hat, ist meistens daran gewöhnt, weniger zu konsumieren. Versucht mal, ein Wochenende ohne Konsum auszukommen. Das ist – einmal mehr – in einer Großstadt gar nicht so einfach. Aber es gibt natürlich Möglichkeiten.

Konsum hat nicht nur etwas mit Gedankenlosigkeit zu tun. Dazu gab es gestern auf zeit-online einen lesenswerten Artikel. Wer in einem Büro arbeitet, ist zum Beispiel gehalten, jeden Tag frische Klamotten zu tragen. Frauen müssen für den Sommer geschlossene Schuhe haben, dünne Strumpfhosen, allein der Etikette wegen. Ich spare viel, weil ich mich für ein Großraumbüro entschieden habe, und auf diese Weise eine Menge an Geräten und eben den Raum teile. Auch unter meinen Nachbarn gibt es mittlerweile Gespräche, zum Beispiel die Autos zu teilen. Dass ich mich für ein Fahrrad entschieden habe, hatte viel mit meinem geringen Einkommen zu tun (nicht nur), lange Zeit habe ich mich dafür fast geschämt, heute bin ich froh darüber.

Ich kaufe immer noch zu viel Lebensmittel. Wer keinen großen Kühlschrank, keinen Keller und auch sonst keinen Platz für die Aufbewahrung von Lebensmitteln hat und dazu noch alleine lebt, verschwendet. Ich bemühe mich, auch welke oder angedötschte Gemüse noch zu verarbeiten (gekocht sieht alles gleich aus…), aber gerade bei der Hitze verdirbt vieles schneller, als ich gucken kann. Auch die Idee, dass jeden Tag etwas anderes auf den Tisch muss, ist am Ende eher konsumorientiert. Muss ja gar nicht. Wer ein ausgewogenes Gericht kocht, kann das theoretisch wochen- ja, monatelang essen, ohne Schaden zu nehmen. Eis essen? Sich in der Mittagspause ins Café setzten? Ins Schwimmbad gehen? Ätsch!

Bleibt, was man kauft, um sich eine Freude zu bereiten. Schwieriges Terrain. Ich bin zum Beispiel die Tochter einer Mode-Fachverkäuferin. Kleidung sagt mir was. Begeistert mich. Inspiriert mich. Es geht nicht um teure Mode. Sondern darum, sich mit Kleidung zu verwandeln, oder auch: sich selbst eher sichtbar zu machen. Ich liebe das, halte es für eine kreative und zugleich würdige Art der Selbstdarstellung und der Kommunikation mit anderen (was haben wir gestern gelacht, als ich mit meinem Captain Kirk+Mr. Spock-T-Shirt in die SPD-Abteilungssitzung kam – Stichwort Doppelspitze). Und ich möchte mir diese Freude nicht madig machen lassen.

Und das sind ja nur wenige Aspekte. Ich möchte in der nächsten Zeit dran bleiben an dem Thema, weil es mich interessiert und direkt angeht. Wie schon öfters geschrieben, ich konsumiere gerne (wenn sicher auch nicht maßlos oder völlig unbedarft), möchte das auf der einen Seite auch verteidigen, mich aber auch noch einmal versichern, was möglich ist, und auf was verzichtet gehört. Lasst hören, was Ihr dazu denkt!

 

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 2

  1. Karo-Tina Aldente 11. August 2019

    Zunächst entschied ich: Ich trage nur noch schwarze Kleidung. Später ließ ich beim Einkauf auch noch alles aus Leder, Wolle und Seide weg.
    Bei der Ernährung hilft der Garten. Allerdings gibt es auch hier Momente der Verschwendung, wenn so viel Obst und Gemüse auf einmal reif wird, dass das Verarbeiten nicht schnell genug gelingt.
    Vegane Grüße aus dem Garten

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    • Stephanie Jaeckel 11. August 2019

      Leder und Seide verstehe ich. Wolle ginge gar nicht, ich würde erfrieren. Gartengemüse bekomme ich zum Glück gelegentlich aus meinem Büro, da gibt es Schrebergärtner/innen mit diesem Überfluss-Problem im Sommer und Herbst. Für mich dann das Paradies. Ich saß gestern jedenfalls mal wieder in der Küche und stapelte Verpackungen. Das geht wirklich gar nicht mehr, wenn man erst mal drauf aufmerksam geworden ist. Da muss ich dran bleiben.

      Gefällt 1 Person

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