Man sieht ihn nie. Aber er ist immer da. Und wenn man GUP-py glauben darf, sitzt er in unseren Herzen. Der Reisehund. Wer zum Beispiel glaubte, von sich aus Lust auf Urlaub oder überhaupt Fernweh zu haben, hat die Sache noch gar nicht gewittert: Denn klar, es ist der Reisehund selbst, der an der Leine zerrt und uns nach draußen zieht.
Irritation ist – zumindest seit der Moderne – ein Zentrum der Kunst. Was wäre wenn? Und was wäre, wenn alles ganz anders…? GUP-py, in der Natur ein kleiner Süsswasserfisch, hier jedoch ein Künstlerinnen-Name, arbeitet seit Jahren an diesem anderen Blick auf die Welt. Videos, Rauminstallationen, Fotos und ein Buch kreisen immer wieder um die Frage, ob wir uns so sicher sein können, dass alles so ist, wie wir gemeinhin denken. Die Mittel, die sie einsetzt, sind sparsam. Schwarz-weiße Wandbilder legen sich wie Computerskizzen über die Wirklichkeit eines Raumes und öffnen ihn für unseren Imagination. Nur der Reisehund steht als Koffer mit Luftlöchern hier und da als Objekt am Boden, jedoch seinerseits immer bereit, wieder zu verschwinden. Minimale Abweichungen, eine andere Anordnung der Punkte, eine schiefe Linie, eine Unterbrechung der Symmetrie schärfen unseren Blick und laden quasi als Bruchkanten zwischen Fiktion und Realität dazu ein, eigene Gedanken zu entwickeln.
Die eigentliche Frage bleibt dabei: Was ist der Mensch? Oder konkreter: Was mache ich Mensch eigentlich, während ich denke, einen Alltag zu haben oder in Urlaub zu fahren? Dabei ist das Ganze witziger, als dieser kleine Raumausschnitt ahnen läßt. Denn hinter der kargen Anordnung lauert ein sehr trockener Humor. Dem Reisehund in uns ist tatsächlich längst nicht mit Verstand oder Ernst beizukommen. Das Tier ist ungebremst, es schlägt Kapriolen, und foppt uns hier und da, denn – und wer kennt das nicht, kaum ist die Reise beendet und der Hund im Körbchen, geht die Reise schon wieder los. Ich mag am allerliebsten die kurzen Videos, die uns mit weit ausschwingender Musik von El Fulminador (aka Andrés Castellano) in schnellen Trick-Animationen durch die Hunde-Mensch-Welt führt. Zu sehen noch an diesem Wochenende bei Axel Obiger in der Brunnenstraße 29.
menuchaprojekt 29. Mai 2019
Es könnte aber nicht nur der Tragekoffer für ein Hund sein, sondern eine dieser unzähligen Modetaschen aus Papier, die man beim Shoppen bekommt. Dann wäre es die Sucht zu shoppen, die in uns wohnt und die uns zieht (manipuliert) wohin wir vielleicht gar nicht wollten.
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Stephanie Jaeckel 5. Juni 2019
Ach, wenn Du wüstest: Ich liebe shoppen. Finde es übrigens nicht so schlimm – das können wir aber mal jenseits der schönen Kunstinstallation von GUP-py ausfechten. 😉
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menuchaprojekt 5. Juni 2019
Das stimmt. Ich könnte stundenlang am Strand spazieren gehen und Steine sammeln. Aber stundenlang shoppen gehen ist Folter.
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Stephanie Jaeckel 8. Juni 2019
Ist für Dich Folter. Steinesammeln am Strand, da treffen wir uns. Das meiste Gewicht von der Rückreise aus dem Urlaub, obwohl man mittlerweile sehr vorsichtig sein muss. Steine mitnehmen ist weitgehend verboten…
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menuchaprojekt 8. Juni 2019
Und an der Ostsee musst du aufpassen keine falschen Bernseine aufzusammeln.
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Stephanie Jaeckel 8. Juni 2019
Kein Bernstein – weder falsch noch richtig. Einfache vom Meer gezeichnete Steine. Graue und weiße.
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menuchaprojekt 10. Juni 2019
Phosphor, der manchmal noch von den Brandbomben aus dem 2.WK an den Strand gespült wird sieht dem Bernstein halt ziemlich ähnlich und deshalb gefährlich.
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Stephanie Jaeckel 12. Juni 2019
Kein Bernstein, kein Phosphor, so einfach ist das…
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