Wie oft wohl bin ich in meinem Leben schon einkaufen gegangen? Einkaufen von Lebensmitteln + Putzzeug, um genauer zu sein. Diese Art von Alltagstätigkeit ist für mich nicht die Schlimmste: Immerhin kommt man mal raus und wenns gut läuft, ist auch irgendeine Belohnung drin (am Wochenende aber eher mal eine Schlange…).
Wenn es geht, erledige ich den Einkauf unterwegs, das heißt, wenn ich eh draußen bin, also auf dem Weg zum oder vom Büro zum Beispiel. Meine kleine Wohnung hat auch eine kleine Küche und keinen Keller, so dass ich nicht gut horten kann. Frisch kaufen heißt da die Devise und so bin ich fast jeden (aber auf jeden Fall jeden zweiten) Tag unterwegs zum Markt oder Supermarkt (Fachgeschäfte sind eher die Ausnahme, also kein Einkaufsalltag, sondern, wenn man will der Einkaufsfeiertag).
Mit vollem Rucksack und Tüten in den Händen läuft es sich natürlich anders durch die Stadt als ohne. Meist kann ich nicht mal meine Kamera zücken, oder aber ich muss die Tüten abstellen, wie bei diesem Foto. Wer in einem der angesagtesten Viertel der Stadt lebt, kann da schon mal ins Stöhnen kommen. Wir haben normal breite Bürger/innensteige, aber sehr viel – sagen wir – Personenaufkommen, so dass der Heimweg mit dem Tütenberg oft eine Art Slalom ohne Abfahrt ist: also mühsam. In der Bergmannstraße haben wir zur Zeit auch noch Begegnungsinseln, was genauso schlimm ist, wie das Wort selbst.
Und der März kann besonders nervig sein. In meiner Erinnerung sind alle Märze grau. Auch wenn das sicher eine falsche – oder zumindest extrem verzerrte – Erinnerung ist. Überall singen sich die Vögelchen eins, was schön ist, aber dazu ist die städtische Restnatur sowas von deprimierend zurück, dass die kleinen grünen Punkte an den Ästen eher zeigen, wie trist es ist, als wie üppig das alles noch werden kann (der März braucht also in der Hinsicht immer eine Menge Fantasie).
Der März wird also mal sicher nicht mein bester Freund. Aber natürlich kennt er auch seine Highlights: Gestern zum Beispiel bin ich in „Rupert’s Kitchen Orchestra“ gelaufen und war (danach) bester Laune. Meinetwegen sind die nur eine weitere Art Straßenmusikanten. Aber sie ziehen nicht einfach vorbei, um abzuzocken. Sie stehen da und machen Musik mit Witz und einer ungeheuer freundlichen Art. Die Leute bleiben im Halbkreis auch für mehrere Lieder stehen, manche kommen ins Gespräch. Die Kinder tanzen und freuen sich sichtbar für alle anderen. Und wo in mir gerade mal wieder der Ärger über dieses völlig überschätzte Kreuzberg hochsteigt, habe ich im Null-Komma-Nix ein Grinsen im Gesicht. Alltag at its best sozusagen.
„Rupert’s Kitchen Orchestra“ „verbessert Berlin“ (ein Zitat aus einem ihrer Texte) seit neun Jahren. Gestern habe ich sie zum ersten Mal gesehen (und natürlich gehört). Toll, kann ich nur sagen und (mal wieder) 1:0 für Berlin.
wechselweib 2. März 2019
Sehr schöner Titel!
Herrlich, so zu leben. Eine Freundin von mir wohnt in Berlin, die macht das auch so.
Hier auf dem Land muss man für jeden Einkauf fahren. Das ist für mich als Stadtkind am Anfang sehr ungewohnt gewesen, aber oft erledige ich das wie du einfach auf dem Heimweg. Gestern auch. Habe aber das Toilettenpapier und den Toast vergessen, werde also gleich nochmal fahren. Ich
LikeGefällt 1 Person
Ulli 2. März 2019
Liebe Stephanie, ich habe nun deinen Artikel in meine Linkliste zum Alltag 05 aufgenommen. Er passt so wunderbar zum Thema Tanz und Musik, das sich bei vielen dieses Mal zeigt. Falls du nicht damit einverstanden bist, lass es mich wissen!
Nun wundere ich mich nur noch über die „Begegnungsinseln“ – was das denn nun wieder für eine Erfindung ist?!
Herzliche Grüße
Ulli
LikeGefällt 1 Person
Stephanie Jaeckel 2. März 2019
Ja, siehst Du, ich habe mich auch verschrieben: Sie heißen „Begegnungszonen“, was es nicht besser macht. Ich schreibe die Tage mal ausführlich drüber…
LikeGefällt 1 Person
Ulli 2. März 2019
eher noch fragwürdiger – Zone hat für mich oft einen bitteren Beigeschmack … aber nun warte ich mal ab was du noch darüber schreiben wirst …
LikeGefällt 1 Person
menuchaprojekt 2. März 2019
Und die Gruppe ist verkehrsfreundlich mit einem Lastenrad unterwegs. Sehr gut. Für zwei Tage und volle Einkaufstüten? So ein Einkauf hat bei mir eine Woche gehalten.
LikeGefällt 1 Person
Stephanie Jaeckel 2. März 2019
Es kommen schon mal Gäste 😉
LikeLike
Pingback: Alltag 6 |
Pingback: Alltag 6 – Susanne Haun | Susanne Haun
Karo-Tina Aldente 28. April 2019
Ich liebe Ruperts Kittchen.
LikeLike
Karo-Tina Aldente 28. April 2019
Rupert’s Kitchen –
LikeLike
Karo-Tina Aldente 28. April 2019
Ruperts Kitchen Orchestra – Menno _
Technische Grüße aus dem Garten 😀
LikeGefällt 1 Person
Stephanie Jaeckel 30. April 2019
Ohhh, danke! Und: Grüße in den Garten (seufz)…
LikeLike