Es gab Zeiten in und auch nach meinem Studium, in denen ich sehr verzweifelt war. Ich wusste keinen Platz für mich in der Welt. Eine Stimme, die mich auf meinen Weg brachte – und sogar direkt zu meiner späteren Arbeit – war die von Bruno Ganz. Ich weiß nicht, wie viele Nächte ich ihn als Vorleser von Hölderlin bei mir am Bett hatte, mich an den langen Satzkaskaden festhaltend, ohne etwas zu begreifen, außer dass es da Hoffnung gab, jenseits von Effizienz oder Faktizität, beim bloßen Atmen, Denken, Träumen. Auch eine der Geschichten, die mich mit einem Schlag aus größter Einsamkeit erlöste (denn es ging ja anderen genauso), las er mir wieder und wieder vor: „Wunschloses Unglück“ von Peter Handke. Heute Morgen ist Bruno Ganz gestorben, bei einem – zumindest in Berlin – so strahlenden Wetter, dass es fast noch mehr weh tat. Natürlich werde ich ihn nicht vermissen. Unsere Wege haben sich nie gekreuzt. Aber seine Stimme wird mir auf eine Art noch wertvoller sein. Ein Glück, dass es ihn gab.
Franz Firla 17. Februar 2019
Das Tröstliche: Er wird uns akustisch und optisch erhalten bleiben.
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