Wenn ich nicht arbeite, putze ich

Nein. Das stimmt nicht ganz. Wenn ich ganz viel gearbeitet habe, gibt es ganz viel zu putzen. Oder: Ich nenne es Freizeit, wenn ich putze. Weil, wenn ich putze, muss ich nicht denken. Aber: Wenn ich putze, wird längst alles nicht sauber. Und ein paar Spinnen müssen immer dran glauben. Egal. Heute habe ich geputzt, weil ich zu müde war, irgendetwas Neues anzufangen oder zu überlegen, was ich tun könnte und müsste. Ich fühlte mich wie der Duracell-Hase, der immer weiter macht, weil die Batterie nicht aufgibt. Geputzt ist die Wohnung allerdings auch schön.

Hier merke ich, wie schwer es mir fällt, nichts zu tun. Es ist nämlich was anderes, aus einer Stress-Situation direkt in Schlaf oder Nichtstun zu fallen – was ich gut kann – oder in einen freien Tag ohne „action“ zu starten. Ich will mich nicht beklagen. Das Putzprogramm war mehr als überfällig. Und ist jetzt eben auch schon erledigt. Doch was mich irritiert, dass ich so eine Mühe habe, von dem Tempo meiner Erledigungswut runterzukommen.

Der Verdacht. Jajajajaja. Das Jahr ist bald zu Ende. Und es stehen noch ein paar Dinge auf meiner To-Do-Liste vom Januar, die ich noch nicht mal in Erwägung gezogen habe. Geschenkt, nächsten Januar gibt es eine neue To-Do-Liste, und es spricht nichts dagegen, Dinge von diesem Jahr aufs nächste zu verschieben. Es ist auch nicht so, als sei ich davon besessen, mein Leben in Listen abzuarbeiten. Doch je älter ich werde, desto klarer sehe ich, dass ich mich um Dinge drücke, die ich „eigentlich“ (was auch immer das heißt) gerne bis unbedingt noch machen möchte. Gut möglich, dass ich gerade mal wieder versuche, mich drumrum zu putzen. Denn, wenn ich putze (um die Sache umzukehren), arbeite ich nicht, auch nicht an mir selbst.

 

 

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 4

    • Stephanie Jaeckel 27. Oktober 2018

      In meiner Wohnung vermehren sich Spinnen schneller als alles, was ich kenne. Jeder Quadratzentimeter in Knöchelhöhe ist zugesponnen, wenn ich eine Woche nicht putze. Das nervt. Die Regel lautet: drei Spinnen pro Tag hält den Statusquo irgendwie im Gleichgewicht. Ausserdem sind Spinnen – ich werde nicht müde, das zu schreiben – die letzten Lebewesen, die sterben werden, wenn die Welt untergeht. Also, die kann man gar nicht töten. Die überleben uns alle… pffffff. Sonst aber bringe ich niemanden um, ich schwör’s.

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