Neuanfang

Früher war ich von Neuanfängen besessen. Zeugen dieser – übrigens stets vergeblichen – Versuche sind angefangene Hefte, auch Tagebücher, mit denen und in denen ich mich als neue Person definieren und ausmalen wollte. Haha. Meist hat meine schreckliche Handschrift die steilen Entwürfe schnell zum Einsturz gebracht: sah doch alles nur mies aus. Wollte ich weder lesen noch weiterschreiben. Zum Glück kam irgendwann der Computer auf den Schreibtisch und ja – irgendwann habe ich im laufenden Betrieb etwas Neues gemacht. Und nicht immer versucht, „erst mal“ (und was für eine Zeitverschwendung!) Tabula rasa zu machen. Heute kann ich aus jeder Bewegung heraus neu anfangen. Ich muss nicht erst zurück auf Los. Auch nicht ins Gefängnis.

Früher habe ich mich möglicherweise zu sehr mit Fehlern aufgehalten. Ich dachte, die müssen weg, um einen geraden Weg einzuschlagen. Heute arbeite ich die Fehler ein. Ein Neuanfang kann mit jedem Atemzug beginnen. Hier etwas neu anfangen, dort etwas ändern. Ich denke sogar, man (oder zumindest ich) sollte schnell mit Veränderungen sein. Sonst rollt die Routine drüber. Um ehrlich zu sein: Wahrscheinlich bin ich zu alt für einen Neuanfang. Aber ich sehe etwas, was mich noch viel mehr reizt: Das Ausprobieren neuer Facetten. Vielleicht wäre ja ein kurzer Jogging-Spurt durch den Park ein vielversprechender Anfang?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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