Auf dem Friedhof

Vor Trauer kaum Luft bekommen. Blumen gießen, Gräser zupfen, Blätter sammeln. Feuerkäfer beim Herumlaufen beobachten: Sind die jetzt schädlich. Und wenn, für wen? Kein Wort für Emanuel. Obwohl ich nur an ihn denke. Wo ist er, wenn ich ihn um Verzeihung bitte, weil ich auf sein Grab trete. Gäbe es etwas, worüber er sich mehr freuen würde als über mein Gegärtnere? Ich könnte ihm über meinen Liebsten erzählen. Emanuel (bis heute mein bester Freund ever) hat immer daran geglaubt, dass ich noch einmal Glück in der Liebe finden würde. Und er hat mir die ultimative Begegnung mit einem Mann im karierten Hemd vorausgesagt. Bis heute muss ich darüber lachen: Das Emanuel-Orakel nenne ich es für mich (Nein, der Liebste trägt keine Karo-Hemden). Wie verbringe ich Zeit mit einem, der schon tot ist? Träume gibt es. Oder Erinnerungen. Und eine Trauer, deren Wucht mich fast ersticken lässt.

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. papiertänzerin 17. April 2018

    Genauso verbringst du Zeit mit ihm. In dem du an ihn denkst, Fragen stellst, ihn vermisst. Erst seit einiger Zeit gehe ich wieder an das Grab meiner Tochter. Und staune, dass da plötzlich Nähe ist. Nach sieben Jahren. Das Leben ist seltsam. Der Tod vielleicht auch. Dicken Gruß, Ina.

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    • Stephanie Jaeckel 18. April 2018

      Es ist dieses komische Gefühl, dass ich mich beim Weiterleben verändere, Emanuel jedoch ein für allemal der ist, an den ich mich erinnere. Aber vielleicht ist das so auch nicht war. Ich habe diese Nacht von einer Kindergartenfreundin geträumt, die ich längst aus den Augen verloren habe. Sie hatte mir im Traum einen wundervollen Brief geschrieben. Auch etwas wie Nähe – ?

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      • papiertänzerin 18. April 2018

        Dein Traum klingt schön. Vielleicht dürfen wir einfach für uns selbst bestimmen, was Nähe ist. Und ja, das mit dem Weiterleben kenne ich. Jale bleibt für immer klein & ich werde immer älter. Aber ein Teil von mir bleibt vielleicht genau da , wo ich stand, als sie ging.

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