Verloren

Heute vor zwei Jahren ist meine Mutter gestorben. Statt zu einer Pressekonferenz zu fahren, wie ich ursprünglich geplant hatte, bin ich zu Hause geblieben. Ich habe aufgeräumt, und lange einfach nur auf dem Sofa gesessen. Später ist mir die Visitenkarte von Emanuel in die Hände gefallen. Er ist mittlerweile schon neun Jahre tot und es ist immer noch ein Schock. Ob Emanuel mich noch erkennen würde?

Filed under: Allgemein

von

Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 7

  1. Elisabeth Lindau 23. März 2018

    Aber gewiss würde er dich erkennen. So wie du ihn, unter Tausenden.
    Sicher, er ist nicht gealtert, weil er so früh gehen musste. Aber er war doch immer wieder bei dir. Weil du ihn mitgenommen hast. Und seine Spuren bewahrt hast, statt sie zu übertünchen (wie ich in deinem früheren Beitrag gelesen habe) – auch wenn das Bewahren schmerzhaft war. Genau dafür ist er bei dir geblieben. Und mit dir gegangen. Erschrecken würde er bestimmt nicht.

    Gefällt 1 Person

    • Stephanie Jaeckel 24. März 2018

      Ich „erkenne“ ihn ja immer noch – oder kleine Besonderheiten von ihm, an Menschen auf der Straße, die mir fremd sind. Die Art, sich zu kleiden, die Brille zu rücken, die Bewegung, manchmal auch seine Stimme, natürlich auch Dinge, die er witzig fand, oder mit denen er mich aufgezogen hat…

      Like

Hinterlasse einen Kommentar