Kleine Rituale

Lieber Lutz. Immer ist anders. Da hast Du Deine Blogparade abgeschlossen, und jetzt hinke ich noch hinterher. Und zwar mit Vergnügen. Dachte ich doch im ersten Moment: Rituale? Hab‘ ich überhaupt welche? Aber eben: Immer ist anders, als man vielleicht im ersten Moment denkt. Klar, habe ich welche. Und nicht zu knapp. Deshalb wandele ich Deine Anregung leicht ab und suche mal nach Ritual-verdächtigen-Handlungen in meinem Alltag. Danke für die Anregung. Für alle Leser/innen: Hier geht es zur bereits abschließend kommentierten Parade: http://zwetschgenmann.de/kleine-rituale-blogparade-ende/

Also, Kaffee ist sicher mein stabilstes „kleines Ritual“ im Alltag. Wenn der Tag beginnt, (mittlerweile auch, wenn der Tag endet), vor einer schwierigen Entscheidung, nach einer wichtigen Entscheidung, mit Freund/innen, mit Kolleg/innen, statt „Friedenspfeife“, nach einer anstrengenden Arbeit oder davor: ein Kaffee bringt mich meist auf die Spur. Und natürlich ist es am Schönsten, den Kaffee zu teilen.

Mein ältestes „kleines Ritual“ ist wahrscheinlich Steine sammeln. Schon als Kind hatte ich eine Sammlung, die nicht unbedingt groß war, aber immer wieder erneuert wurde. Auch heute greife ich fast automatisch nach Steinen, wenn es mir an einem Ort gut gefällt – vorausgesetzt, es gibt welche. Eine neue Variante ist übrigens die, die hier zu sehen ist: Steine fotografieren.

Aber jetzt sollte ich mich mal konzentrieren, denn: wahrscheinlich gibt es hunderte „kleine Rituale“ im Alltag, die gar nicht mehr sichtbar sind, weil sie sich so automatisch ins Leben eingefügt haben. —- Ich steige immer mit dem linken Fuß zuerst in die Dusche (jedenfalls zu Hause). Meinen ersten Kaffee am Morgen trinke ich immer aus meiner aktuellen Lieblingstasse, was voraussetzt (und auch das ist eine Art Ritual), dass ich abends spüle. Ich mache das Licht in meiner Wohnung fast immer in der gleichen Abfolge an oder aus (Wow! Da muss man mal drauf kommen!) Ich habe immer irgendwo Blumen zu stehen, die ich gießen muss. Ich esse immer erst das Eiweiß beim Spiegelei und dann das Eigelb. Und wenn ich mit einem Bleistift schreibe, spitze ich in zuallererst einmal an.

Ein im Winter manchmal schwierig umzusetzendes Ritual ist es, einmal am Tag aus dem Haus zu gehen (oder geht das schon in Richtung Disziplin?). Klar, wenn ich krank bin, setze ich aus. Und, ja: Wenn das Wetter katastrophal ist, bleibe ich auch schon mal 24 Stunden am Stück (oder länger) zu Hause. Aber wenn es irgendwie geht, laufe ich raus. Und wenn ich nur zum nächsten Briefkasten stiefele (was allenthalben ein immer weiterer Weg wird, weil Briefkästen nach und nach verschwinden).

Ist es ein Ritual, dass ich mir angewöhnt habe, die Kamera immer dabei zu haben, und alles Mögliche, das mir beim Vorbeigehen auffällt, zu fotografieren. Und ist ein Blog ein Ritual (und wenn, dann ein „kleines“)? – – – Vielleicht, und auf jeden Fall eins, das ich lieb gewonnen habe.

 

 

 

 

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 5

  1. Pingback: Meine aktuelle Blogparade: KLEINE RITUALE - Das war es mal wieder...

    • Stephanie Jaeckel 10. Dezember 2017

      Rituale sind – wenn ich das richtig sehe – im Alltag verankert und bilden Übergänge, Abschlüsse, Anfänge. Die ihrerseits mit Aufgaben, Pflichten oder Vorhaben verbunden sind. Insofern gehören Rituale und Disziplin vielleicht näher zusammen, als man auf den ersten Blick meint – !?

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