Dennoch werden vermutlich 11 % der Wähler/innen am 24. September die AfD wählen. Ich habe einen Kloß im Hals, sehr unangenehm, in meinen Träumen schreie ich, aber natürlich hört mich kein Schwein. Was läuft schief? Warum erreiche ich niemanden mit meinem Zorn, mit meiner Enttäuschung? Das kann doch alles nicht wahr sein? Das kann doch kein Mensch im gesammelten Ernst meinen? Wo um alles in der Welt sind diese Leute unterwegs? – Nein. Die Fragen sind falsch. Wo bin ich unterwegs? Und warum habe ich mich von „diesen“ Leuten abgewendet? Gut. Ich habe mein eigenes Päckchen zu tragen. Eltern, die sich – wenn auch als Kinder – für Hitler begeisterten, und erst entsetzlich allmählich von diesem Trip runterkamen. Alles, was sich nach deutscher Selbstbeweihräucherung auch nur im entferntesten anfühlt, ist für mich noch immer unerträglich. Aber warum höre ich Menschen nicht zu, die Angst vor der Zukunft haben. Die skeptisch gegenüber Europa sind, gegenüber Amerika, der NATO. Warum denke ich, mit „denen“ könne ich erst gar nicht reden? Weil – ja, weil ich wahrscheinlich verdammt überheblich bin. Doch, die Gänsehaut bekomme ich immer, wenn ich Töne aus dieser Richtung höre. Aber deswegen gleich wegrennen? 11 Prozent sind zu viel, als dass ich sie weiter übersehen könnte. Vielleicht lohnt es sich, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Lena Riess 2. September 2017
Die Frage, die ich mir hier stelle: Haben diese Leute wirklich Angst oder steckt etwas ganz anderes dahinter?
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Stephanie Jaeckel 3. September 2017
Ich höre bei dieser Abschottung und dem Wunsch, starke Führer zu haben, wenig Anderssein zuzulassen, bei großem Stolz auf Gemeinschaft und Konformität, vor allem bei dem Hass auf Pressefreiheit immer Angst mitschwingen. Angst davor, dass das Eigene nicht automatisch das Richtige ist, weil alle es so machen. Angst davor, dass andere die gleichen Rechte haben wie ich, und mein Stück Kuchen davon kleiner werden könnte. Vor allem diese ungeheure Angst davor, dass es auf der Welt mehr gibt, als in Pusemuckel. Daraus entsteht dann ein Überlegenheitsgefühl, dass meines Erachtens nirgendwo hinführt. Oder eher: zu einer viel schnelleren Zerstörung der Welt, als so schon. Aber was vermutest Du?
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mickzwo 2. September 2017
„Jeder denkt an sich. Nur ich denke an mich.“ Menschen sind so.
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Stephanie Jaeckel 3. September 2017
Die meiste Zeit vielleicht. Aber es gibt soziales Handeln. Es gibt Liebe. Es gibt Fünkchen von Vernunft. Wer im vollen Boot sitzt, kapiert meist schnell, dass Egoismus der Rettung im Weg steht. Oder ist der Dummheitsquotient im Laufe der Evolution extrem gestiegen – ?
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mickzwo 3. September 2017
Du hast natürlich recht: es gibt die Liebe. Aber die Gleichgültigkeit, die gibt es natürlich auch. Schlechterdings gibt es diese Phänomen schon so lange, wie es Migranten gibt. Mir hat immer der hier geholfen: Bedenkt [ https://allesmitlinks.wordpress.com/2016/06/04/bedenkt/ ] Frontal geht da gar nichts. Das ist meine Überzeugung. Die Hoffnung stirbt immer zu letzt. Lassen wir sie nach Möglichkeit lange leben.
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papiertänzerin 3. September 2017
Ich glaube auch, dass es um Angst geht. Nur dass man auch für seine Angst (die wir ja alle haben), selbst die Verantwortung übernehmen muss.
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Sahneplatten 4. September 2017
Liebe Stephanie,
jedes Prozent ist zu viel. Schlimm, dass die Protestpartei dieses Mal vom rechten Rand daherkommt und Ängste schürt.
Stark sein, wählen gehen, Stimme zeigen. Und vor allem es besser machen als so viele demokratische Staaten in der jüngeren Vergangenheit.
🙂
LG Torsten
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Stephanie Jaeckel 4. September 2017
Ja, besser machen heißt auf jeden Fall: Ernst nehmen und eben: Wählen gehen. In Amerika haben viele Leute Trump bis zum Schluss für einen dummen Witz gehalten. Die Ernüchterung hält an.
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Sahneplatten 4. September 2017
Auf jeden Fall! 🙂
Schlechte Vorbilder gibt es glücklicherweise genug, da sollte das Lernen nicht schwer fallen…
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Karo-Tina Aldente 16. September 2017
Was mir Sorgen bereitet ist, dass es hier um Menschen geht, die den demokratischen Anstand, auch andere Meinungen zuzulassen, nur solange für sich reklamieren, bis sie irgendeine, wie auch immer geartete, Mehrheit zustande gebracht haben. Ab dann werden sie nur noch ihre Sichtweise gelten lassen.
Desillusionierte Grüße aus dem Garten
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