Und jede noch so kleine Mietwohnung ein Palast, wenn ich meine Wohnung als Ort größter persönlicher Freiheit wahrnehme. Ja, hier kann ich sein, wer ich bin – oder wer ich sein will, solange ich nicht Lagerfeuerchen mache oder ohrenbetäubenden Lärm. Komische Haustiere sollten auch nicht sein, aber dann schon sind alle Grenzen weit offen und ich kann in meinen eigenen vier Wänden einen Resonanzraum schaffen, in dem ich mich wohlfühlen, ausprobiere, in dem ich mich hier und da vielleicht sogar noch einmal in mich verlieben kann, in dem ich – nicht zu vergessen – Freund/innen in meiner Welt empfangen kann. Wenn es am Ende des Sommers wieder dunkel wird, ist meist der Zeitpunkt, auszumisten, und die gute Stube für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Auch im Frühjahr überkommt mich der Wunsch, alles noch einmal zu putzen, damit das Licht sich wieder überall spiegeln kann. Und jetzt, am Ende des Jahres sitze ich in meinem kleinen Reich und schmiede Pläne oder hänge Erinnerungen nach. Wie schön das ist!