Willst du mein/e Briefpartner/in sein?

Vielleicht gibt es am Ende keine innigere Liebeserklärung, als diese – vorab nicht besonders sexy klingende – Anfrage. Denn im Schreiben dessen, was ich sehe und erlebe, wie ich meine Zeit verbringe, um dann alles in einzelne Texte zu packen, die wie Überraschungen Absatz auf Absatz folgen, entspinnt sich vielleicht die intimste Art aller uns Menschen möglicher Kontakte. Ja, klar. Erzählen geht natürlich auch, und wer nicht lesen kann und schreiben, findet andere Formen, Singen vielleicht, Tanzen, von Berührungen ganz abgesehen.

Doch wer schreibt heute noch Briefe? Oder wo fände sich in einem dicht gepackten Alltag Zeit dafür? Ich habe gerade in Briefen gelesen, die Diderot an seine Freundin Sophie Volland schrieb. Über 500 sollen es gewesen sein, lediglich 170 oder 180 sind überliefert. Meisterwerke der Beobachtung, der Schreibkunst und der Liebe. Was mich besonders berührt: Von dieser Liebe getragen, werden alle Beobachtungen, jede noch so kleine alltägliche Begebenheit zu Wundern des Daseins. Das Herz öffnet Augen und Verstand. Und macht uns zu besseren Menschen. Also los, worauf warten wir noch?

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 14

      • Michael H. Gerloff 23. August 2021

        Dann versuche ich es doch einfach als Antwort 🙂

        Für die Korrespondenz gilt wie für alles andere im Leben: „Einfach machen“. 2020 waren es bei mir um die 150 Briefe und (deutlich weniger Postkarten – die sind aber ein guter Starter, weil sie nicht so viel „verlangen“); allein ins um die Ecke gelegene Bonn gingen über 60 Briefe.

        Allerdings sollte nicht zu viel an Antworten erwartet werden. Meine Erfahrung ist, daß sich die meisten über „richtige“ Post freuen, oft aber gerade mal eine SMS oder Mail als Antwort hinbekommen (oder beim nächsten Treffen strahlend „Vielen Dank“ sagen). Und es wohl für viele ungewohnt ist, mal längere Texte an jemanden zu schreiben.

        Und ja: Es kostet Zeit – ich bin ein eher langsamer Schreiber, ein Brief möchte da oft eine Stunde und mehr meiner Zeit haben. Aber um es mal neumod’sch zu sagen: Das ist für mich quality time.

        Daß das kaum noch jemand tut, kann ich für meine Filterblase nicht sagen. Briefe sind ein bißchen wie Mixtapes – bei denen bin ich in meiner Filterblase allerdings wirklich der einzige, der noch ein Tapedeck hat.

        Und Menschen, die meinen, sie hätten eine Sauklaue, die das Schreiben verhindern würde, sei gesagt: Schreibmaschinen sind günstig zu erwerben, Farbbänder gibt es immer noch in jedem halbwegs gut sortierten Schreibwarengeschäft 🤓 Und natürlich freue ich mich auch über computergeschriebene und ausgedruckte Briefe.

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        • Stephanie Jaeckel 3. September 2021

          Ich denke, das Schreiben ist ja auch ein Geschenk an die, die schreiben. Nur an der Tastatur oder mit Stift in der Hand bin ich zum Beispiel in der Lage, Gedanken zu bändigen. Insofern schreibe ich oft, um mir über etwas klar zu werden. Die Klunker sind fast nichts anderes als Briefe, die mir helfen, mich im eigenen Leben zu orientieren. Allerdings, jajajaja, über Kommentare freue ich mich auch da sehr. Insofern auch hier noch einmal vielen Dank!!!

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