Am Ende vielleicht doch nur die Bestätigung meiner Vorurteile? Denn wehe, es scheint keine Sonne in Kalifornien oder die Pariser Kellner sind plötzlich freundlich. Und was ist, wenn mich in Rom die Antike langweilt und in New York das teure Törtchen nicht schmeckt? Der Pazifik plötzlich zahm und die angekündigten Wale untergetaucht sind?
Nein, im Ernst. Warum fahre ich irgendwo hin? Bin ich wirklich so mutig, wie ich mir einrede? Suche ich die Horizonterweiterung oder einfach nur eine tolle Zeit (was auch immer das dann ist oder sein soll)? Und was wäre an einer einfach nur tollen Zeit schlimm? Außer dass sie eventuell zu teuer bezahlt ist?
Verstehe ich die Welt – oder auch nur mich selbst – mehr, wenn ich weiß, wie die Sonne in Göteborg scheint oder in Zagreb. Wie der Kaffee dort schmeckt oder ein Fisch frisch aus dem Meer? Wenn ich den Großen Bären einmal am Nachthimmel über den Niagara-Fällen gesehen habe oder in London?
Ja, doch. An letzteres glaube ich fest. Es wird Menschen geben, die sich das vorstellen können, ohne auch nur einmal aus ihrem Geburtsort weggekommen zu sein. Aber für mich ist es eine Erinnerung daran, dass es auch immer anders sein kann. Dass der Mond auf dem Kopf stehen und die Menschen für mich unverständliches Zeug essen und sprechen. Dass es andere Gerüche gibt, ganz andere Temperaturen und Gewohnheiten.
Schon möglich, dass ich mich auf Reisen einfach nur selbst besser kennenlernen möchte. Aber ganz sicher bin ich mir gerade noch nicht. Es wird Zeit, dass ich mal wieder einen Koffer packe. Wenn auch nur, um eine Freundin zu besuchen oder die Heimat meiner Kinderzeit.
Verwandlerin 23. Mai 2021
Auf jeden Fall tut ein wenig Tapetenwechsel und Inspiration von außen immer gut …
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