Rufe nicht

Lege den Finger auf den Mund.

Rufe nicht.

Bleibe stehen am Wegrand.

Vielleicht solltest du dich hinlegen

in den Staub.

Dann siehst du in den Himmel

und bist eins mit der Straße,

und wer sich umdreht nach dir

kann gehen als lasse er niemand zurück.

Es geht sich leichter fort,

wenn du liegst als wenn du stehst,

wenn du schweigst als wenn du rufst.

Sieh die Wolken ziehn.

Sei bescheiden, halte nichts fest.

Sie lösen sich auf.

Auch du bist sehr leicht.

Auch du wirst nicht dauern.

Es lohnt sich nicht Angst zu haben

vor Verlassenheit,

wenn schon der Wind steigt

der die Wolke verweht.

Das Gedicht stammt von Hilde Domin. Ich habe es heute morgen noch vor der Dämmerung gelesen. Weil die Angst mich nicht schlafen lässt und ich mich nirgends festhalten kann in meinem Leben. Aber wo haftet schon Staub an. Was hilft, bleibt der Blick in den Himmel.

Filed under: Allgemein

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

Comments 9

    • mannigfaltiges 4. Dezember 2020

      Irgendwas haut mit dem Link nicht hin (hoffentlich habe ich nix puttjemacht.
      Aber du kannst ja googeln, wenn du möchtest:

      Max-Planck-Institut für Psychiatrie

      Psychisch gesund bleiben während Social Distancing,
      Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen auf Grund
      des Corona-Virus

      Verhaltenstherapeutische Interventionen in einem
      Kurzprogramm zur Selbstanwendung

      Gefällt 1 Person

      • Stephanie Jaeckel 5. Dezember 2020

        Ein ganz lieben Dank für Deine Fürsorge. Mir geht es soweit gut, wahrscheinlich stand der Hexenschuss, der mich getroffen hat – natürlich und wie immer, wenn ich was zu feiern habe – deutlich zwischen den Zeilen. Außerdem, und das ist vielleicht ein interessantes (oder christliches?) Paradox: Mich tröstet es wirklich, angesichts der Welt und des Universums klein zu sein, und mir diese Dimension gelegentlich, gerade wenn ich traurig bin, vor Augen zu halten. Mein Rücken tut heute immer noch weh, aber draußen leuchtet eine vorsichtige Sonne und macht ein Licht, das so nur im Winter zu haben ist. Und heute gibt es eine dicke Plätzchenbäckerei! Alles gut. Dir liebe Grüße!

        Gefällt 1 Person

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