bedeutet nicht, zumindest nicht sofort, auf dem harten Boden der Realität aufzuschlagen. Es scheint vielmehr, als müsse man erst einmal in ein Zwischenreich mit viel Nebel und noch mehr Orientierungslosigkeit. Denn das, was man für „gesetzt“ hielt, erweist sich als Irrtum, der Kompass dreht durch, die Welt steht Kopf.
Komischerweise fiel mir zu diesem Herunterfallen der Begriff des „Fegefeuers“ ein. Die Vorstellung stammt aus der christlichen, d.h. vor allem aus der katholischen Tradition. Hier ist das Feuer so eine Art Läuterungsort, den Tote durchlaufen, bevor sie in den Himmel kommen.
Auch in anderen Religionen gibt es Zwischenreiche – Gegenden, die nicht unbedingt besonders heiß sind, dafür aber unübersichtlich und öd. Man hängt dort fest, bis man in einen anderen Zustand versetzt wird. Es gibt zum Beispiel das Bild von einem Fluss aus geschmolzenem Blei, der durchquert werden muss, eins, das mir gerade sehr plausibel erscheint.
Wer aus den Wolken fällt, ist natürlich nicht sofort tot. Aber es fühlt sich so an, weil nichts so ist, wie zuvor. Man rudert planlos in etwas, das weder Land noch Wasser ist, alles hat sich verändert, wo eben noch ein Stuhl stand, ist – geschmolzenes Blei. Natürlich gerät man schnell in Panik. Aber wie so oft, ist Panik kein guter Ratgeber. Ich denke an Taucher, die sich mutig in den Fluss aus Blei fallen und treiben lassen. Die christliche Idee der Läuterung bedeutet in diesem Fall, sich von falschen Vorstellungen zu verabschieden, und sich damit gewissermaßen selbst zu läutern. Also gut: Fallen lassen. Ich bin relativ sicher, dass der Aufschlag dann gar nicht so hart ausfallen wird. Vielleicht wird es sogar ein freudiges Wiedererkennen.
kormoranflug 2. März 2020
Manche haben es trotz des Fegefeuers nicht in den Himmel geschafft.
LikeLike