Wenn Staub weinen könnte, er würde es sicher manchmal tun. Denn kaum etwas wird hartnäckiger der Kampf angesagt, wie diesem stillen und so heimlichen Material. Allerdings gibt es auch kaum etwas, was sich ergebnisloser bekämpfen lässt, denn einmal weg, ist er auch schon wieder da. Ich könnte Lieder davon singen. Und die Tränen verzweifelter Hausfrauen wiegen die Staubtrockenheit der Flocken sicher auf.
Dennoch wird Staub bis heute verkannt. Denn nichts ist so individuell, wie ausgerechnet Staub. Von wegen, sich eine Locke vom Liebsten abschneiden: ein Fingerhut Staub würde viel mehr preisgeben, zumindest wenn man ein Mikroskop zur Hand hat und es auch bedienen kann. Dabei ist Staub so ziemlich das Letzte, was Wissenschaftler in frühen Zeiten beachtet haben. Ein enormer Fehler, denn aus seiner Zusammensetzung könnten wir heute so vieles herauslesen. Dass eine Staubprobe aus den 1850er Jahren heute mehr wert ist als ein Dinosaurierskelett, hatte ich – glaube ich zumindest – schon mal geschrieben (es ist so schön, dass ich es gerne wiederhole). Aber aus Fehlern lernt man! Ich habe diesen exquisiten Staubkringel beim heutigen Wischen jedenfalls nicht beseitigt, sondern (staubsicher!) aufbewahrt. Wer weiß, als was für ein großer Schatz er sich einmal für meine Erben erweist…
wechselweib 19. Juli 2019
Ich liebe solche Ausführungen über die Poesie und den wissenschaftlichen Wert von scheinbar Nebensächlichem. Danke!
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Franz Firla 19. Juli 2019
Und wenn man bedenkt, dass auch der Mensch aus Staub ist und was man in ihm alles finden kann …
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hummelweb 19. Juli 2019
Wie hübsch und bunt es bei dir so rumstaubt 😉
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kormoranflug 19. Juli 2019
Meine liebe N.N. bekommt meine Staubsammlung.
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