Verkanntes Material

Wenn Staub weinen könnte, er würde es sicher manchmal tun. Denn kaum etwas wird hartnäckiger der Kampf angesagt, wie diesem stillen und so heimlichen Material. Allerdings gibt es auch kaum etwas, was sich ergebnisloser bekämpfen lässt, denn einmal weg, ist er auch schon wieder da. Ich könnte Lieder davon singen. Und die Tränen verzweifelter Hausfrauen wiegen die Staubtrockenheit der Flocken sicher auf.

Dennoch wird Staub bis heute verkannt. Denn nichts ist so individuell, wie ausgerechnet Staub. Von wegen, sich eine Locke vom Liebsten abschneiden: ein Fingerhut Staub würde viel mehr preisgeben, zumindest wenn man ein Mikroskop zur Hand hat und es auch bedienen kann. Dabei ist Staub so ziemlich das Letzte, was Wissenschaftler in frühen Zeiten beachtet haben. Ein enormer Fehler, denn aus seiner Zusammensetzung könnten wir heute so vieles herauslesen. Dass eine Staubprobe aus den 1850er Jahren heute mehr wert ist als ein Dinosaurierskelett, hatte ich – glaube ich zumindest – schon mal geschrieben (es ist so schön, dass ich es gerne wiederhole). Aber aus Fehlern lernt man! Ich habe diesen exquisiten Staubkringel beim heutigen Wischen jedenfalls nicht beseitigt, sondern (staubsicher!) aufbewahrt. Wer weiß, als was für ein großer Schatz er sich einmal für meine Erben erweist…

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Wer die Welt erkennen will, sollte genau hinsehen. Schon als Kind habe ich mir häufig die Augen gerieben und - wenn es sein musste - noch einmal hingeschaut. Mittlerweile arbeite ich als Journalistin und als Autorin. Auch hier ist das genaue Hinsehen, keineswegs das Schreiben, die, wenn man so will, Kerntätigkeit. Doch während ich meinen Blick bei der Arbeit fokussiere und das Gesehene zu allen möglichen Richtungen hin ausleuchte, möchte ich in meinem Blog kurze Blicke wagen. Wer zurückschaut, ist herzlich willkommen.

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