„Aus Fehlern lernt man“, heißt es. Das kann ich nur unterstreichen – und würde sogar noch weitergehen: „nur aus Fehlern lernt man“. Ja, isso.
Aber dann. Beruflich ist das schnell einzusehen. Als Texterin bekomme ich – wenn auch immer seltener – Rückmeldung von Lektor/innen. Die sind immer (!) aufschlussreich, selbst wenn ich merke, dass jemand meine Absichten so überhaupt nicht geschnappt hat. Denn auf diese Weise begreife ich, wie meine Sätze auch ganz anders gelesen werden können, sehe Dimensionen, die ich gar nicht kannte, als ich schrieb. Dennoch sind mir natürlich Korrekturen von Menschen am liebsten, die mich verstehen. Das ist rar. In meinem gesamten Berufsleben gab es bisher nur zwei.
Auch in der beruflichen Kommunikation gibt es dauernd Fehlermeldungen. Und ich tue gut daran, mir die Situationen im Nachhinein vor Augen zu führen und Alternativen zu entwickeln. Der Reflex, sich selbst zu bestätigen, zu denken, „aber es war doch richtig, was ich gesagt/getan habe“, ist dabei zu überspringen: Wie könnte es für den/die andere/n gewesen sein? Gab es möglicherweise ein Missverständnis? Wer Texte schreibt, weiß wahrscheinlich eher als andere, wie schnell es genau zu diesen subtilen Missverständnissen kommt.
Doch wenn es zu einem persönlichen Debakel kommt, bin ich ratlos. Da ist also offensichtlich etwas schief gelaufen. Die Stimmung war mies und wurde immer mieser. In solchen Situationen bin ich irgendwann immer so verwirrt, dass ich nur noch daran interessiert bin, die Sache ordentlich zu Ende zu bringen. Alle Aufmerksamkeit ist blockiert, ich will nur noch mit Anstand durch, durch, durch.
Und dann: Pure Ratlosigkeit. Weil solche Momente verletzend sind, ist natürlich der Reflex: „Aber ich hatte doch Recht“ oder „aber ICH wollte doch, dass es gut wird“ überdimensional. Gleichzeitig aber auch meine Bereitschaft, alle Fehler nur bei mir zu sehen: Weil ich mein Gegenüber entlasten will. Ich bin so: Ein Kratzer an geliebten Menschen irritiert mich. Aber an der Stelle gibt es ein Patt: Ich habe alles richtig gemacht und ich bin schuld. Tja. Und jetzt? Keine Ahnung. Geduld, das zumindest habe ich schon begriffen. Und Humor. Ich gehe jetzt erst mal mit einer Freundin essen. Und Prosecco trinken. Es ist schließlich Wochenende. Und die Sonne scheint.
wechselweib 18. Mai 2019
Ja, lenke dich ab.
In meiner Kur hat mir ein Therapeut einen tollen Satz gesagt: „Wer lebt, stört. Wer mehr lebt, stört mehr.“
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Stephanie Jaeckel 18. Mai 2019
Zum Glück ist heute ein strahlender Sonnentag. Und eins ist auch klar: Wer doofe Situationen auch mal vergessen kann, muss nicht nachtragend sein. Ein gute Gefühl.
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