Ein Kollege erzählte mir eben auf dem Weg nach Hause, dass Romanbiografien gerade en Vogue sind. Ich musste erst einen Moment überlegen, was mit dem Begriff gemeint ist (fiktive Lebensgeschichten über reale Menschen) und es hat noch einiges länger gedauert, bis mir ein, zwei, drei Bücher einfielen, die unter diese Kategorie fallen, und die ich selbst gelesen habe (obwohl mich die ganze Zeit der Verdacht umschleicht, dass es mehr sein müssten – ???).
Kurz und gut. Diese erste Romanbiografie war „Desirée“ von Annemaire Selinko (musste ich nachschauen). Ich habe sie noch in der Schulzeit gelesen, und es war das zweite Buch, das ich ganz durchgelesen habe neben „Die Nonne“ von Diderot. Ich war aufgewühlt wie nach einem Kinofilm, als ich das Buch aus der Hand legte – vielleicht ist genau das eines der Kriterien für das Genre, denke ich dabei.
Die beiden anderen Bücher kamen viel später. Zwei ist dabei eigentlich kein Roman, sondern eine Erzählung. Und gleichzeitig eines der umwerfendsten und kältesten Bücher, die ich je gelesen habe: „Kein Ort. Nirgends“ von Christa Wolf. Kein aufgewühltes Kinogefühl danach, eher eine Wachheit und ein fremd-in-der-Welt-stehen, das sich richtig anfühlte und so weit in meine Kindheit zurückreichte, dass mir noch kälter wurde.
Drei ist das schmale Buch „Die kleine Stechardin“ von Gert Hofmann, kühn, brillant, witzig, komisch, traurig auch, obwohl es eine so schöne Liebesgeschichte ist. Das möchte ich auch mal erleben, dachte ich, aber auch: so möchte ich schreiben können.
Eins ist klar. Ich werde diese drei Bücher noch einmal lesen, denn, doch, jetzt bin ich neugierig geworden, ob und wie das mit den fiktiven Geschichten funktioniert. Ihr hört von mir.
wattundmeer 9. Februar 2018
„Desirée“ war das erste Buch, dass sich meine Mutter selbst gekauft hatte und für mich auch das erste Buch, das ich komplett verschlungen habe. Ich habe es im Laufe der Jahre sogar noch ein paar Mal gelesen (und immer wieder viele Tränen vergossen) Hach… Ich bin sehr gespannt!
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marillenbaererzahlt 9. Februar 2018
Ach Désirée gehört auch zu meinen Lieblingsbüchern, auch wenn ich sonst nicht so auf historische Romane stehe.
Und zu dem Gefühl, dass es mehr sein müssten: Die Vermessung der Welt gehört wohl nach der Definition auch dazu, oder ? Falls du das gelesen hast 🙂
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Karo-Tina Aldente 10. Februar 2018
Oh Utopia – Kein Ort. Nirgends das sollte wirklich von allen, allen, allen gelesen werden.
Von Diderot springen mir immer „Die geschwätzigen Kleinode“ im Hirnkasten umher. Allerdings offenbar keine Romanbiografie.
Belesene Grüße aus dem Garten 🙂
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Maren Wulf 10. Februar 2018
Ich freue mich besonders auf deine heutigen Eindrücke von „Kein Ort. Nirgends“, das mich vor vielen Jahren ebenfalls sehr beeindruckt hat. Vielleicht nehme ich es auch mal wieder zur Hand.
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