In letzter Zeit – gerade auch nach (oder eigentlich noch während) der #metoo-Debatte – wird mir klar, wie oft ich mich Männern untergeordnet habe oder es als selbstverständlich empfand, Befehle zu empfangen, beziehungsweise Erwartungen zu erfüllen. Ich spreche hier nicht unbedingt von Sexualität. Ganz allgemein habe ich Männer als „Entscheider“ akzeptiert und meine eigenen Entscheidungen hintangestellt oder angepasst. Es erstaunt mich bis zur Enttäuschung. Andererseits spüre ich, wie viel Ärger in mir gerade aus dieser Selbstverständlichkeit erwächst. Ich muss mich ändern. Und es hat keinen Zweck, Männer dafür (allein) verantwortlich zu machen. Ein neuer Vorsatz fürs neue Jahr?
Tanja im Norden 14. Dezember 2017
Liegt es daran, dass Männer eher als Entscheider „akzeptabel“ sind oder daran, dass sie häufiger an Entscheider-Positionen sind? Interessant fände ich deswegen, ob Du glaubst, dass Du auch Frauen als Entscheider akzeptiert hättest, wenn sie die jeweilige Position eingenommen hätten.
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Stephanie Jaeckel 14. Dezember 2017
Die Frage trifft es nicht ganz genau, weil es diesen Automatismus gab: Ist ein Mann in Raum, ist er – quasi ungefragt – der Entscheider. An der Stelle hat es gehapert. War eine Frau dezidiert die Chefin, war das natürlich anders – und für mich auch völlig klar. Der Punkt ist, wenn ich mit einem Jungen, später mit einem Mann alleine war, habe ich die Entscheiderinnen-Rolle erst gar nicht angestrebt. Aber natürlich trotzdem versucht – von unten sozusagen – meine Wünsche durchzudrücken. Das war anstrengend und nicht besonders konstruktiv. Gerade jetzt, wo ich erst letzte Woche zu Hause war, habe ich wieder klar vor Augen gehabt, wie ich mit einem „Bestimmer-Vater“ dazu gekommen bin – keine schöne Erinnerung.
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Tanja im Norden 14. Dezember 2017
Dann hoffe ich, dass Du es schaffst, diesen Automatismus etwas auszubremsen. Viel Erfolg!
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wattundmeer 14. Dezember 2017
Ein wirklich guter Vorsatzt, finde ich!
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ballblog 15. Dezember 2017
Mich freut vor allem, daß Du zu einer ausgewogenen Ansicht gekommen bist, daß nicht allein die Männer dafür verantwortlich sind.
Mir fällt mit den Jahren immer mehr auf (und es stört mich auch ein wenig), daß in kritischen Situationen im Job gerade Frauen gerne hinter mir „verstecken“. Daß ich dann Dinge ansprechen soll oder es heißt dann „X findet aber auch“. Wo ich dann denke „nehmt es doch selbst in die Hand“.
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Stephanie Jaeckel 15. Dezember 2017
Genau. Vielleicht verstehst Du umgekehrt, dass das kein „Verstecken“ ist, sondern eine Art unguter „Gehorsam“. Zumindest gilt das für meine Generation (ich bin in den 1960er Jahren geboren). Für jüngere Frauen kann und will ich nicht sprechen. Umgekehrt ist es als Frau unendlich schwer, sich Gehör zu verschaffen. Da weichen die alten Fronten erst sehr langsam auf.
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ballblog 15. Dezember 2017
Sollte es „Gehorsam“ sein, dann fände ich das aus dem Bauch heraus gleich noch krasser. Ich habe das schon mit Kolleginnen erlebt zwischen 65er und 80er Jahrgang, schiebe das eher auf mein Älterwerden, denn früher ist mir sowas nicht vorgekommen.
Und der Clou ist: es ist völlig wurscht, ob es für die Frauen darum gilt, sich gegenüber einem Mann oder einer Frau Gehör zu verschaffen. Ist doch strange….
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Stephanie Jaeckel 15. Dezember 2017
Nö. Strange ist das gar nicht. Es ist leider völlig unsichtbar, weil so wahnsinnig selbstverständlich. Frauen (aus meiner Generation, etc.) akzeptieren dieses Prinzip ja auch. Deshalb funktioniert es durchgängig. Ansonsten, es ist nicht „persönlicher“ Gehorsam, sondern eine automatisierte Unterordnung. Der Mann ist immer „Chef“, ausser es gibt explizite Ausnahmen. Früher hast Du es vielleicht nicht bemerkt, aber auch da gilt natürlich, je älter der Mann, desto unangreifbarer. Jaja. Da müssen wir alle ran. Und ich verstehe sehr wohl, dass es aus Deiner Perspektive ebenfalls unerfreulich ist.
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