Vielleicht ist es so, dass einem beim älter – oder warum auch nicht gleich – alt werden die Selbstverständlichkeiten weg bröckeln. Einerseits will ich denken: endlich! Ist doch blöd, dauernd im Käfig irgendwelcher aufgeschnappter oder selbstgebastelter Regeln zu laufen – möglichst immer noch schön mit einem Sicherheitsabstand zu den Gitterstäben.
Andererseits. Und zum Beispiel. Wie oft habe ich mich dafür gemocht, belastbar zu sein. Tatsächlich. Ich liebe gelegentliche Ochsentouren. Doch neuerdings bleibt die Motivation aus. Auch die Freude, wenn’s mal wieder geschafft ist. Statt dessen sehe ich in meiner Leistungsfähigkeit eben auch die Unfähigkeit, mal nichts zu leisten. Dabei hatte gerade meine Mutter in ihrer Alzheimerzeit für mich diese Erkenntnis so sichtbar gemacht: Jeder Mensch ist alles, auch in allergrößter Reduziertheit. Und dann sitze ich am Abend zu Hause am Schreibtisch und hasse mich dafür, den ganzen Tag lang nichts in Honorar oder Erkenntnis erbracht zu haben.
Ich habe nichts gegen Leistung. Aber es haut einfach nicht hin, sich nur zu mögen, wenn mal wieder alles glatt gelaufen ist (oder sogar noch besser als glatt). Das Selbstbild im schönen Glanz der Leistungsfähigkeit – nein, Leute. Nicht mehr in meinem Alter. Das könnte ich natürlich ausblenden. Aber ich fürchte, ich muss mit dieser unschönen Erkenntnis rumkommen. Und aus der Selbstverständlichkeit ausbrechen. Wohin auch immer.
Myriade 19. April 2018
In die Freiheit natürlich 🙂
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Stephanie Jaeckel 19. April 2018
Oh ja, das hoffe ich. Nicht, dass ich mir gleich den nächsten Käfig baue…
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Myriade 19. April 2018
🙂
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papiertänzerin 20. April 2018
Ich komm mit. Etwas leisten kann total befriedigend sein, aber nicht wenn der Umkehrschluss Ablehnung heißt. Keine Selbstoptimierung mehr. Ich will gut sein mit mir, ob ich etwas schaffe oder nicht.
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Stephanie Jaeckel 20. April 2018
Mit Ablehnung käme ich ja noch hin. Das Perfide ist dabei ja, dass ich mich selbst ablehne. Was war ich da schon am argumentieren, dass ich jetzt trotzdem ins Bett darf: Trotzdem ich nix ordentliches an dem Tag zustande gebracht habe – und „ordentlich“ hat sich natürlich an „bezahlbar“ oder „sichtbar“ orientiert. Autsch, oder?
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papiertänzerin 20. April 2018
Ja, autsch & genau diese Selbstablehnung meinte ich auch. Hilft nur pusten & trösten. Und auch das wieder selbst 😉
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